Psychologische Therapie von Klaus Grawe in Stichworten
1. Dialog: Wie kommen Veränderungen durch PT zustande?
22 Franks (1961) Annahme: PT-Wirkung
durch Veränderungen der Erwartungen. Schon ein Untersuchungsgespräch kann
Besserungserwartungen induzieren. Ein Therapeut muss kompetent und sein Setting
professionell erscheinen. Er muss ein für den Patienten nachvollziehbares
Rationale anbieten und ein daraus konsistent ableitbares Behandlungsritual
vollziehen.
24 Fish, 1973: Placebotherapie:
Therapeut macht sich ein Bild von den Überzeugungen und Ansichten des
Patienten, macht einen Behandlungsvertrag mit Festlegung der Therapieziele und
vollzieht ein Behandlungsritual, das allein danach gewählt wird, ob es den
Patienten überzeugen kann, dass es ihm helfen wird.
26 Man nimmt in der
Medikamentenforschung schon lange an, dass der Glaube des Patienten an die
Wirksamkeit des Mittels ein wesentlicher Teil der Effekte ist (Shapiro, 1971;
Shapiro und Morris, 1978).
Rosenthal-Effekt (Rosenthal,1969;
Rosenthal und Rubin, 1978): interpersonal expectancy effect (Erwartung des
Versuchsleiters wirkt auf Versuchsergebnis, Erwartung des Lehrers auf Leistung
des Schülers, Erwartung des Therapeuten auf den Erfolg des Patienten.
28 Kirsch, 1990 verglich die
Systematische Desensibilisierung mit Placebo-Kontrollbedingungen, die bei den
Placebo-Patienten glaubhafte Hoffnung auf Besserung weckten. Die Placebogruppe
zeigte gleich gute Ergebnisse wie die Verumgruppe -> Desensibilisierung ist
wahrscheinlich eine Placebotherapie.
Die Erwartunginduktion ist das zentrale
Wirkprinzip von Hypnose (Kirsch, 1990; Grawe, Donati, Bernhauer, 1994) und ein
wichtiger Wirkfaktor von PT überhaupt.
34 Constraints = Beschränkungen
37 Schwierige Patienten haben keine
positiven Besserungserwartungen = Reaktanz als Ressource begreifen und mit
paradoxen Interventionen als Motivationsquelle nutzen (u.a. Shoham-Salomon und
Rosenthal, 1987).
Selbstwirksamkeits- und Angsterwartung
(Reaktionserwartung = response expectation in Bezug auf die eigene
unwillkürliche Reaktion, physiologische Reaktionen und Gefühle) korrelieren mit
-0,89 sehr stark negativ.
44 Exposition bei Agoraphobie wirkt
über Habituation, jedoch nicht allein. Southworth und Kirsch (1988) zeigten
dass die Exposition mit einer positiven Erwartung verbunden sein muss, sonst
bewirkt sie keine Angstabnahme.
Die Exposition muss nicht solange
stattfinden, bis sich die Angst auf die Hälfte reduziert hat. Der gleiche
Effekt lässt sich erzielen, wenn sich der agoraphobische Patient der Situation
nur so lange aussetzt, bis ein bestimmtes Angstniveau erreicht ist (Rachman et
al, 1986). Es kommt auf den Bedeutungskontext an: Wenn der Therapeut sagt, dass
es reicht, nur ein bestimmtes Angstniveau zu erreichen, um positive Wirkungen
zu erzielen, wird er über die positive Erwartungsinduktion eine Besserung
erzielen.
45 Wichtig ist auch die Verbesserung
der Selbstwirksamkeitserwartungen -> schrittweises Vorgehen, um
Vermeidungsverhalten abzubauen, und die Reduktion der Angsterwartung durch das
Ersetzen katastrophierender Kognitionen durch realitätsgerechtere.
Anwendung im Teufelskreismodell von
Margraf und Schneider (1990).
61 Handlungsphasenmodell von Heckhausen
und Gollwitzer (1987): Motivation -> Rubikon=Intentionsbildung ->
Volition -> Intentionsrealserung=Handeln.
64 Erwartungs-mal-Wert-Konzeption ist
ein wichtiger Beitrag zur Motivationsforschung.
67 Komplementäre Beziehungsgestaltung:
Identitätsziele (unbewusste Oberziele) des Patienten, die oft vordergründig
seinen Interessen zuwiderzulaufen scheinen, aus dem nonverbalen Verhalten
erschließen und gezielt bestätigen, statt von der Gegenübertragung geleitet,
den Patienten (z.B. e abzulehnen oder zu kritisieren (Grawe, 1992, 1996). Durch
Befriedigung der Identitätsziele nimmt die Volitionsstärke für diese
vorübergehend ab, und der Patient erscheint verblüffend verändert. Andere
Intentionsziele können höhere Volitionsstärken erzielen. Die Identitätsziele
sind jedoch unstillbar. Gerade problematische Identitätsziele müssen
langfristig bestätigt werden (paradoxe Intervention), damit sich der Patient in
Richtung anderer Ziele verändern kann. (Menschen funktionieren nicht nach einem
einfachen Verstärkungsprinzip).
69 Links des Rubikon:
Realitätsorientierung, selbstkritischer, ggf. ineffizienter oder konflikthafter
Abwägungs- und Wahlprozess vor der Intentionsbildung, in den (auch unbewusste)
Wünsche und Befürchtungen eingehen. Rechts: Realisierungsorientierung,
Parteilichkeit (Heckhausen, 1987).
70 Realisierbarkeitserwartung wird
durch tatsächliche Veränderungen des Verhaltens, der Interaktion, der
Arbeitsbedingungen verbessert. Die Veränderung von Erwartungen ist also keine
rein kognitive Angelegenheit.
75 Ein großer Teil der
Wahrnehmungspsychologie befasst sich mit unbewussten Vorgängen. Luborsky und
Barber (1994) stellen in Psychotherapy Research Methoden zur Erforschung
unbewusster Konflikte vor.
76 Buck, 1984: Wünschen, Wählen und
Wollen sind nur die oberste, dünne Decke, oben auf einer Hierarchie von basalen
Motivationssystemen, die über Jahrmillionen entstanden sind: automatische Reaktionen
des autonomen Nervensystems, des endokrinen und des Immunsystems, darüber
vorfixierte Bewegungsmuster, für angeborene Verhaltensweisen, darüber primäre
Triebe, die Störungen des Körperhaushalts ausgleichen, darüber erlernte
Bedürfnisse, die sich von den primären Trieben ableiten, aber selbstständig
geworden sind. Darüber primäre Affekte wie Glück, Trauer und Furcht, die
hirnphysiologisch tief verankert sind, sich aber konditionieren lassen. Darüber
das Streben nach Wirksamkeit gegenüber der Nahumwelt. Darüber soziale und
kulturelle Motive und darüber gelegentlich ein wenig Wünschen und Wollen
(Heckhausen, 1987).
77 PT als motivationaler
Klärungsprozess zur Bildung eindeutiger Intentionen.
80 Dabei kommt es auf die emotionale
Beteiligung und Bearbeitungstiefe im Explizierungsprozess an. Auf der
Bearbeitungsskala von Sachse (1992) nimmt der Patient auf den hohen Stufen eine
persönliche Bewertung und Bedeutungsgebung der Inhalte des Gesagten vor und
reflektiert Bedeutungsstrukturen (Was lässt mich in Bezug auf diesen Inhalt so
fühlen?). Auf der höchsten, der achten Stufe der Integration kommt der Patient
zu Einsichten und deren Konsequenzen, zu wachsender Klarheit und Zuversicht.
83 Greenberg, Rice und Elliott (1993)
entwickelten über die klassische Gesprächs- und Gestalttherapie hinaus den
Prozess-Erfahrungs-Ansatz. Der Patient soll zu seinen Einsichten (klaren
emotionalen Bedeutungen) und nicht zu bestimmten Einsichten kommen, z.B. mit
dem Two chair dialog.
86 Vorannahmen über Konfliktdynamik
unnötiger Ballast.
Vier Wirkprinzipien:
Intentionsrealisierung (Problembewältigung), Intentionsveränderung
(motivationale Klärung), prozessuale Aktivierung und Ressourcenaktiverung.
88 Die Verbesserung des Könnens, der
potentionalen, handlungsorientierten Möglichkeiten des Patienten verbessert
auch die Volitionen. Realisierbarkeit und Wünschbarkeit sind im Konzept der
Volitionsstärken untrennbar miteinander verbunden.
89 Motivationale Klärung: Die
Aufmerksamkeit des Patienten wird auf den Wahlprozess selbst und die darin
eingehenden Prämissen gelenkt.
104 Die Bedeutung inhaltlicher
Deutungen ist signifikant, aber nicht sehr hoch.
107 Weiss, Sampson und The Mount Zion
Psychotherapy Research Group (1986): Patienten kommen mit positiven Zielen, die
ihrer Selbstverwirklichung dienen, und Befürchtungen (pathogenic beliefs). Sie
testen ihre Therapeuten, ob diese sie im Sinne ihrer Ziele annehmen und
vertrauenswürdig sind. Wenn der Therapeut den Test besteht, d.h. sich im Sinne
der Wünsche und nicht der Befürchtungen verhält, entwickle sich eine
vertrauensvolle Therapiebeziehung und korrektive emotionale Erfahrungen. Das
wirksame therapeutische Geschehen spielt sich auf der prozessualen Ebene ab,
ohne dass es thematisiert wird.
113 Schematheoretische Ansätze zur
Integration von kognitiver Psychologie und Psychodynamik über konflikthafte
Beziehungsmuster von Strupp und Binder (1984) und Luborsky (1984), Mardi
Horowitz (1988) und Leonard Horowitz (1994), Greenberg, Rice und Elliott
(1993), Wachtel (1977), Guidano und Liotti (1983).
118 Die gute Wirkung von Exposition bei
Agoraphobie ist darauf zurückzuführen, dass der Patient eine korrektive, weil
gegenteilige Beziehungserfahrung zu dem macht, was er als Kind erlebt hat
(Einschränkung von Autonomie, Darstellung der Umwelt als bedrohlich, Bedrohung,
allein gelassen zu werden). Der Patient erhält emotionalen Schutz, wird
ermutigt und unterstützt, die Umwelt zu erkunden. Die eindeutigen (ohne
Ambivalenz) korrektiven Beziehungserfahrungen machen den Weg frei für
eindeutige Intentionen des Patienten und die Intentionsrealisierung.
120 Die Annahme, dass die Agoraphobie
eine Funktion in der Partnerbeziehung hat sich, wenn sie überprüftwurde,
regelmäßig nicht bestätigt (Schulte, 1996).
132 Orlinsky, Grawe und Parks (1994):
experiential confrontation als eine der wirksamsten Interventionen bei einer
Metaanalyse der Prozess-Outcome-Zusammenhänge.
133 Die Zahl der Übertragungsdeutungen
korreliert negativ mit dem Therapieergebnis (Henry et al, 1994).
Übertragungsdeutungen in Bezug auf eine problematische Therapiebeziehung führen
zu defensiven Verhalten beim Patienten, das mit einem schlechten Ergebnis der
Therapie korreliert (Orlinsky, Grawe und Parks, 1994). Die Ursache dafür sehen
Henry, Schacht und Strupp (1986, 1990) in der Doppeldeutigkeit von
Übertragungsdeutungen (freundlich belehrend und kritisierend). Wile (1984)
sieht die Feindseligekeit von Übertragungsdeutungen in der psychoanalytischen
Theorie begründet (nach welcher der Patient infantilen Impulsen nachgibt,
defensiv ist, Entwicklungsdefizite und Widerstände hat).
143 Synder, Wills und Grady-Fletcher
(1991) fanden heraus, dass eine verhaltenstherapeutische Paartherapie einer
einsichts- oder klärungsorientierten etwas überlegen war, aber nach vier Jahren
39% der mit VT behandelten Paare und nur 3% der klärungsorientiert behandelten
Paare geschieden waren.
152 Die zentrale Annahme der
Familientherapie, dass Verbesserungen der Familieninteraktion die Symptome der
psychischen Störung des identifizierten Patienten verbessern, entbehrt noch einer
ausreichend replizierten empirischen Bestätigung. Es gibt wahrscheinlich keine
spezifischen Familienkonflikte, die zu bestimmten Störungsbildern führen (z.B.
die Anorexiefamilie). Die Zusammenhänge sind wie in der Psychosomatik viel
unspezifischer. Eine alleinige Behandlung des Familienkonflikts reicht nicht
aus, sondern diese muss kombiniert werden mit störungsspezifischen,
intentionsrealisierenden Interventionen.
2. Dialog: Grundlagen psychologischer Therapie
181 William Powers Bücher “The Control
of Perception” (1973) und “Living Control Systems” (1989, 1992): Verhalten ist
ein Mittel, um die eigenen Wahrnehmungen zu kontrollieren. Das Verhalten ist
nicht darauf ausgerichtet, einen bestimmten, objektiv zu definierenden
Umgebungszustand zu erzeugen, sondern darauf, eine subjektive Wahrnehmung ganz
bestimmter Qualität herzustellen, die von höheren Regulationsebenen den
niederen Ebenen als Sollwert vorgegeben wird.
Sensorisch stehen wir mit der Umwelt
über unsere Rezeptoren im Kontakt, einwirkend durch Muskelbewegungen. Ein
Signal erster Ordnung entsteht durch die Stimulation von Rezeptoren, die
Intensitäten der Reizung messen können. Eine Empfindung, ein Signal zweiter
Ordnung (z.B. der Geschmack von Zitronenlimonade) entsteht erst durch die
neuronale Verarbeitung durch spezialisierte Zellen. Signale dritter Ordnung
transformieren Empfindungen zu Konfigurationen, indem sie invariante
Beziehungen abstrahieren und zu ganzheitlichen Gestaltwahrnehmungen (z.B. die
Wahrnehmung eines Stuhls) zusammenfassen. Konfigurationen sind verbunden mit
Wahrnehmungserwartungen, die aus fragmentarischen Reizmustern die vollständige
Gestalt erkennen lassen. Neuronale Signale vierter Ordnung beziehen sich auf
Veränderungen von Konfigurationen und werden als Bewegung wahrgenommen.
Weitere Ordnungen nach Powers: 5. Sequenzen (bestimmte Reihenfolgen, z.B. von Tönen bei einer Melodie), 6. Herstellen zeitlicher oder kausaler Beziehungen zwischen Sachverhalten (Speicherung im Gedächtnis u.a. durch Konditionierung), hierher gehören auch Assoziationen, 7. Programmebene: Ausrichtung von verschiedenen Handlungen auf ein gemeinsames Ziel, hierarchisch-sequentielle Struktur des Handlungsablaufs mit Verzweigungen, an denen logisch-rationale Entscheidungen stattfinden, 8. Ebene der Prinzipien (z.B.: Sei ein netter Mensch) und 9. Systemebene (z.B. Selbstverwirklichung oder Selbstschutz).
Weitere Ordnungen nach Powers: 5. Sequenzen (bestimmte Reihenfolgen, z.B. von Tönen bei einer Melodie), 6. Herstellen zeitlicher oder kausaler Beziehungen zwischen Sachverhalten (Speicherung im Gedächtnis u.a. durch Konditionierung), hierher gehören auch Assoziationen, 7. Programmebene: Ausrichtung von verschiedenen Handlungen auf ein gemeinsames Ziel, hierarchisch-sequentielle Struktur des Handlungsablaufs mit Verzweigungen, an denen logisch-rationale Entscheidungen stattfinden, 8. Ebene der Prinzipien (z.B.: Sei ein netter Mensch) und 9. Systemebene (z.B. Selbstverwirklichung oder Selbstschutz).
187 Powers Kontrolltheorie: Bei
Inkongruenz des sensorisch wahrgenommenen Ist-Signals vom Sollwert, der von der
höheren Regulationsebene als erwünschte Wahrnehmung oder Wahrnehmungserwartung
vorgegeben wird, werden auf der jeweiligen Ebene Verhaltensbereitschaften
aktiviert, die aufgrund biologisch festgelegter Programme oder
lebensgeschichtlicher Erfahrung geeignet erscheinen, die Inkongruenz zu
verringern.
188 Phylogenetisch ist jede höhere
Regulationsebene mit ihrer neuen Wahrnehmungsqualität und den zugeordneten
Verhaltensmöglichkeiten eine Emergenz der Prozesse, die auf den unteren Ebenen
stattfinden. Die Prozesse auf der höheren Ebene setzen die der niederen voraus,
sind aber von den niederen qualitativ verschieden und aus diesen nicht
ableitbar.
194 Die übergeordneten Ebenen der
Kontrolltheorie Powers (Prinzipien und System) können als intentionale
Sollwerte (von denen immer nur ein kleiner Teil aktuell bewusst ist) angesehen
werden und lassen sich mit Adlers Leitmotiven, Bernes Lebensskript, Ellis und
Becks irrational beliefs, oder Youngs early maladaptive schemas in Verbindung
bringen. Die Plananalyse von Caspar und Grawe (1984) und später die Schemaanalyse
nehmen – im Gegensatz zu den genannten Richtungen – neben der
Problemperspektive auch eine Ressourcenperspektive ein.
196 Die psychische Aktivität ist
simultan-parallel organisiert.
209 Nach Powers (1973) ist das, was wir
wahrnehmen, wesentlich dadurch bestimmt, was wir selbst an die Umgebung
herantragen. Die ganze psychische Aktivität ist darauf ausgerichtet,
Wahrnehmungen im Sinne bestimmter Ziele zu machen oder eben nicht zu machen.
Unsere Wahrnehmungen sind eine im Dienst bestimmter Ziele hergestellte
subjektive Wirklichkeit.
Alles, was der Patient sagt, hat drei
Funktionen:
1. Abbild der Realität
2. Beeinflussung des Therapeuten im Sinne der Ziele des Patienten
3. Herstellen von Wahrnehmungen im Sinne der Ziele und Illusionen des Patienten.
1. Abbild der Realität
2. Beeinflussung des Therapeuten im Sinne der Ziele des Patienten
3. Herstellen von Wahrnehmungen im Sinne der Ziele und Illusionen des Patienten.
211 Zweimal dreitausend Haarzellen (in
beiden Ohren) stehen etwa hundert Millionen zentrale Neurone gegenüber.
214 Roth (1995): Während unsere
Sinnesorgane vieles ausblenden, was in der Außenwelt passiert, enthält unsere
Wahrnehmungswelt sehr vieles, was keinerlei Entsprechung in der Außenwelt hat.
Insbesondere gehören herzu alle Kategorien und Begriffe, mit denen wir die Welt
ordnen, alles Bedeutungshafte in unserer Wahrnehmung (die Ereignisse in unserer
Umwelt sind an sich bedeutungslos), Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Ich-Identität,
Vorstellungen, Denken und Sprache. Wir wenden diese hochkomplexen Konstrukte
auf die Welt an, sie sind ihr aber nicht entnommen.
Der Konstruktionsprozess erfolgt ohne
jedes Bewusstsein.
Roth (1995): Das Gedächtnis ist das
Bindungssystem für die Einheit der Wahrnehmungen, deren Zusammengehörigkeit zu
einem Objekt oder Sachverhalt gelernt werden muss. Es ist unser wichtigstes
Sinnesorgan.
215 Neissers experimentalpsychologische
Untersuchungen (1974) lassen ihn eine präattentive, parallele Verarbeitung der
Reizeinwirkung, die nicht ins Bewusstsein gelangt und nicht erinnert wird, und
eine fokale Aufmerksamkeit, die zu einer bewusstseinsfähigen figuralen Synthese
führt, unterscheiden.
223 Was wir wahrnehmen und erleben
können, ist wesentlich durch die Beschaffenheit unseres Nervensystems
vorgegeben. Wir haben aber kein Bewusstsein dafür, in welchem Ausmaß unsere
neuronale Beschaffenheit unsere Wahrnehmung bestimmt, sondern leben in dem
Gefühl, dass unsere Wahrnehmungen durch unsere Umgebung bestimmt werden.
Unser Organismus kann als Theorie über
die Welt angesehen werden. Die Beschaffenheit unseres Körpers, seiner Organe,
unseres Nervensystems ist gewissermaßen eine Erwartung an oder Hypothese über
die Umwelt, die durch Selektion und Mutationen in Jahrmillionen immer weiter
verfeinert wurde. Es gibt viele richtige Theorien über die Welt, wie uns die
Vielzahl von Arten zeigt.
224 Das explizite Wissen hinkt dem
impliziten Wissen unseres Organismus hinterher.
226 Die in der Psychologie
gebräuchlichste Bezeichnung für lebensgeschichtlich erworbene Erwartungen ist
der Begriff Schema (Läderach und Verdun, 1995). Von Piaget (1976) und Neisser
(1974, 1976) werden sie als grundlegende Organisationseinheiten der psychischen
Aktivität betrachtet. Wenn wir sie als hierarchisch organisiert betrachten,
steht an der Spitze ein Selbstschema als implizite Theorie über die Realität.
Epstein (1993) betrachtet das Selbst als Realitätstheorie.
228 Das, was in der Therapie verändert
werden muss, ist nur ein kleiner Teil eines umfassenden Ganzen. Aber wir müssen
einen Teil des Gedächtnisses verändern, um einen dauerhaften Einfluss auf das
Erleben und Verhalten des Patienten zu nehmen.
229 Das Gedächtnis als Summe aller
Erwartungen und Bereitschaften zu unbegrenzt vielen unterschiedlichen
Erregungsmustern.
Die Verbindung zwischen zwei Neuronen
über durchschnittlich zehn erregende oder hemmende Synapsen. Erregung nur bei
Summation der Erregung durch mehrere vorgeschaltete Neurone.
230 Gedächtnisinhalt ist durch ein
neuronales Erregungsmuster aufgrund zuvor gebahnter synaptischer
Verbindungsgewichte zwischen cell assemblies (Hebb) repräsentiert. Frühere
Erregungsmuster werden bei der Erinnerung durch aktuelle Kontextbedingungen
reaktiviert und rekonstruiert.
Lebensgeschichtliche Erinnerungen sind
eine spezielle Form von Kognitionen. Sie sind das Ergebnis einer dreifachen
Transformation: die subjektive Interpretation zum früheren Zeitpunkt, die
Selbstdarstellungsfunktion gegenüber dem Therapeuten (auch was der Therapeut
gerne hört) und die Rekonstruktion durch den gegenwärtigen Kontext (auch die
aktuellen Ziele, die entsprechend der Kontrolltheorie den Organismus via
Verhalten bestimmte Wahrnehmungen machen lassen).
231 Der Großteil der Gedächtnisprozesse
ist unbewusst und introspektiv nicht zugänglich. Bewusst ist nur der Inhalt des
Kurzzeit- oder Arbeitsspeicher.
Atkinson und Shiffrin (1968):
sensorischer Speicher (wenige hundert Millisekunden) -> Aufmerksamkeit ->
Kurzzeitspeicher <-> Langzeitspeicher.
234 Die verschiedenen Formen von
Langzeitgedächtnis werden aus der Beobachtung und Messung an Versuchspersonen
erschlossen. Gedächtnisprozesse sind Lernprozesse.
Einfachste Art: nicht-assoziatives
Lernen (Habituation und Sensibilisierung): Rolle bei der Entstehung von
Ängsten. Bei Exposition -> Habituation -> Erwartungsveränderung
(assoziativ).
Assoziatives (Verbindung zwischen
verschiedenen Reizen oder Reiz und Reaktion durch neue Verbindungen zwischen
neuronalen Erregungsmustern) Langzeitgedächtnis kann implizit,
nicht-deklarativ, perzeptuell und deklarativ, explizit, konzeptuell (verbunden
mit dem subjektiven Eindruck des Erinnerns und Bewusstseins) sein.
Explizit: episodisches Gedächtnis
(retrospektiv = autobiographisch und prospektiv = Behalten von Plänen und
Absichten) und semantisches G.
Implizit: prozedurales Lernen, Priming
(konzeptuell oder perzeptuell), Konditionierung (klassisch oder operant).
236 Das implizit-perzeptuelle
Gedächtnis erlaubt eine unbewusste, assoziative Reaktionsfunktion, das
explizit-konzeptuelle eine bewusste, konstruktive Interpretationsfunktion.
Nach einem Wahrnehmungsvorgang können
nur solche Inhalte zum Gegenstand des Erinnerungsbewusstsein werden, die zuvor
eine Bewertung durch die Interpretationsfunktion erfahren haben -> bewusste
Entscheidung.
Reaktionsfunktion -> Vertrautheit
Kovariation, Miteinander von bewusster
Interpretation und unbewusster Reaktion -> höheres Lernen.
238 Das konzeptuelle Gedächtnis ist
nicht sinnesmodalitätsspezifisch. Ein geschrieben gelernter Inhalt wird auch
beim Hören wiedererkannt. Und schon die Aktivierung eines Teils eines
bereitliegenden Erregungsmusters kann das ganze Muster und den ganzen Inhalt
aktivieren (inhaltsadressierter und variabler kontextsensitiver Abruf). Zum
Kontext gehört auch der emotionale Zustand der Person.
239 In gehobener Stimmung werden
Inhalte leichter erinnert, die in gehobener Stimmung aufgenommen wurden
(Goschke 1996).
240 Entsprechendes gilt für andere
Emotionen -> Nutzung im Psychodrama und Familienrekonstruktion (prozessuale
Aktivierung -> Bewusstsein für implizit-perzeptuelle Gedächtnisinhalte, die
nie bewusste Inhalte waren, die also nicht intentional-introspektiv/top-down,
sondern nur durch erneute prozessuale Stimulation, bottom-up aktiviert werden
können).
Der Weg vom perzeptuellen zum konzeptuellen
Gedächtnis ist eine Einbahnstraße (geht nicht umgekehrt).
241 Neuronale Erregungsmuster (die den
Schemata zugrunde liegen) müssen aktiviert sein, wenn man sie verändern will.
Nervenzellen können nur so neue Verbindungen herstellen -> Beleg für die
Wirksamkeit der prozessualen Aktivierung durch experiential confrontation in
der realen Beziehungssituation, im Rollenspiel, erlebnisaktivierender Verfahren
Reizkonfrontation.
242 Therapeut muss hervorrufen, was er
beseitigen will, aber nur in Kombination mit Aktivierung mit positiven
Erregungsmustern/Schemata (Ressourcen), die nach der Kontrolltheorie zu einer
Hinwendung führen, weil es sonst zu einer Abwendung von den emotional
problematischen Inhalten kommt. Bei Hinwendung der Aufmerksamkeit auf Wahrnehmungen,
die nicht mit der problemrelevanten Erwartung übereinstimmen, können neue,
realitätsgerechtere Erregungsmuster etabliert (Piagets Akkomodation).
243 Ideal: Problemaktivierung +
Ressourcenaktivierung + Konfrontation mit neuen, unerwarteten Wahrnehmungen
-> Veränderung der im Langzeitgedächtnis gespeicherten neuronalen
Erregungsbereitschaften = Erwartungen.
PT ist Veränderung von Erwartungen
(Ziele, individuelle Sollwerte, Umwelt und eigener Körper, Wirkungen des
eigenen Verhaltens).
245 Implizites Lernen v.a. von
Sprachregeln, Gehen, Beziehungsregeln, Ausdrucksverhalten -> unbewusste,
nonverbale Interaktion.
246 Emotionale Ansteckung zwischen
Mutter und Säugling (Hatfield, Cacioppo und Rapson (1992), Tendenz zur
Nachahmung und Synchronisation. Malatesta (1990): Ausdruck von Freude und
Interesse der Mutter -> im LZG gespeicherte emotionale Schemata beim Kind
(7-8 Monate) -> emotionale Lebensdrehbücher.
247 Beobachtungslernen ->
prozedurales Gedächtnis, Identifikation.
248 Mineka et al (1984): Rhesusaffen,
die andere Rhesusaffen beobachten, welche Angst vor Schlangen haben, entwickeln
sehr schnell und dauerhaft Angst vor Schlangen. -> Übernahme von Ängsten,
Tabus, emotionale Gebote oder ganze Beziehungsmuster der Eltern durch ihre
Kinder. Vergebliche Suche nach Traumata in der Biographie des Patienten.
Stattdessen Genogramm, Hausbesuche, um die familiäre Interaktion zu beobachten.
Wesentliche Infos über implizite
Gedächtnisinhalte gewinnt man nicht durch Befragen, sondern Beobachten.
250 Belege für unbewusstes Lernen auch
im Erwachsenenalter (Reber, 1989; Lewicki, 1986).
252 Corteen und Wood (1972): Versuche
zum dichotischen Hören. Präattentive (tachistokopische oder schwache)
Darbietung von konditionierten Reizen an das nicht beachtete Ohr führen zu emotionalen
und vegetativen Reaktionen.
254 Unbewusste Wahrnehmugen und
Lernprozesse können Einfluss auf unser Erleben und Verhalten haben, ohne dass
die bewusste Aufmerksamkeit Zugang zu ihnen gewinnen könnte.
255 Priming ist die implizite Fähigkeit
zur Wiedererkennung von Mustern (z.B. Wörtern), die auch ohne konzeptuelles
Gedächtnis (also auch von amnestischen Patienten) erworben werden kann. Priming
hat eine viel größere simultane Verarbeitungskapazität als konzeptuelles Lernen
und ist weniger störanfällig, aber sehr modalitätsspezifisch. Gilt auch für
prozedurales Gedächtnis: wenn man gut geigt, kann man noch lange nicht gut
Trompete spielen. Ein Transfer von einem Musikinstrument auf das andere kann
nur über das semantische Musikverständnis erfolgen.
256 Implizite Gedächtnisinhalte sind
nicht unserem Willen unterworfen und lassen sich nicht flexibel einsetzen oder
ausschalten (keine Kontrolle über psychische Störung, bevor sie nicht
prozessual bewusst gemacht wurden).
259 DeCaspar und Fifter (1980): Neugeborene
können an einem Schnuller langsamer oder schneller saugen und damit
beeinflussen, ob sie die Stimme der Mutter oder die einer anderen Frau hören.
Schon im Alter von 3 Tagen saugt der Säugling so, dass er die Stimme der Mutter
öfter hört. Kann erklärt werden als operante Konditionierung oder nach Edelman
als reentrant mapping zur Verringerung der Bedürfnisspannung -> neues
neuronales Ordnungsmuster.
260 Beim Konditionieren bilden sich
neue Assoziationen zwischen vorher unabhängigen Reizen und zwischen Reaktionen
und ihren Konsequenzen durch zeitliche Kontingenz heraus.
261 Die neuronalen Bereitschaften als
Ergebnisse der Konditionierung können (müssen aber nicht) als Fühlen oder
Spüren ins Bewusstsein treten (Perrig 1993).
Konditionierung ist nie der alleinige
Lernmechanismus.
261 Hebb betont, dass sich die
Vernetzung der Zellen in den cell assemblies nur ändern kann, wenn die
postsynaptische Zelle lernbereit gemacht wurde und die prä- und postsynaptische
Membran gleichzeitig aktiviert sind. Das Bereitmachen kann erfolgen durch:
Priming, Stimmungen, Intentionen, Vorstellungen, angeborene Lernbereitschaften,
genetische preparedness.
263 Wechselseitige
Aufschaukelungsprozesse bzw. Bahnungen zwischen verschiedenen cell assemblies
sind wahrscheinlich eine Ursache bei Ängsten und Depressionen. Kleine Auslöser
können so - losgelöst von auf bestimmte Ziele ausgerichtete Intentionen -
gravierende sich selbst erhaltende und verstärkende emotionale Erregungen
hervorrufen.
Ob es zu und zu welchen
Konditionierungen es kommt, hängt von vielen Variablen ab, u.a. vom
Zusammenspiel mit höheren Lernformen.
264 Konditionierung verbindet vorher
bestehende unverbundene Erregungsmuster raum-zeitlich. Höheres Lernen
transzendiert Raum und Zeit mit Hilfe von symbolischen Relationen zwischen den
Inhalten des konzeptuellen Gedächtnisses.
265 Neuronale Erregungsmuster
manifestieren sich psychologisch als Wahrnehmungs-, Handlungs-, emotionale
Reaktions-, motivationale Erinnerungs-, Vorstellungs- und Denkbereitschaften =
Schemata.
Wenn sich psychische Prozesse
gegenseitig ausschließen oder im Konflikt stehen, zeigt sich das auf der
neuronalen Ebene durch Hemmung des einen durch die Aktivierung des anderen.
266 Assimilation = graduelle
Veränderung von Bahnungen bestehender Schemata. Akkomodation = Anlegen neuer
Bahnungen und Schemata.
267 Die Etablierung neuer
Erregungsmuster benötigt Zeit -> Möglichkeit der Regression in Folge
Belastung und Überforderung jüngerer Muster. Deshalb ist es in der PT so
wichtig, dass der Patient möglichst viele reale Erfahrungen macht, die er an
das neue Schema assimilieren kann.
269 Zielorientiertheit des Lernens:
einfache Lernprozesse wie die Konditionierung sind in zielorientierte komplexe
Prozesse eingebunden.
270 Ein Erregungsmuster bindet andere
ein und wird zum übergeordneten Prozess auf einem höheren Regulierungsniveau
-> Emergenz, reflektierende Abstraktion Piagets.
271 Kontrollerwartung = Erwartung weite
Lebensbereiche selbst kontrollieren zu können.
272 Instrumentalität: Potenzial eines
Mittels, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
275 Aus Vrooms (1964)
Instrumentalitätstheorie ergeben sich vier mögliche Ansatzpunkte für die
Therapie:
- Veränderung des Anreizes oder der
Valenz der Handlungsfolgen (wenn ich alleine angstfrei Bus fahre, werde ich die
ersehnten großen Reisen machen können).
- Veränderung der
Instrumentalitätserwartung (Busfahren ist wirklich geeignet, mir große Reisen
möglich zu machen).
- Veränderung der Kontrollerwartungen,
ein gewünschtes Handlungsergebnis mit eigenem Verhalten herbeiführen oder ein
unerwünschtes vermeiden zu können (Ich schaffe es, angstfrei Bus zu fahren).
- Verbesserung der Fähigkeiten, das
angestrebte Handlungsergebnis herbeizuführen.
279 Die Erlebnisqualität des
Bewusstseins entsteht bei Synchronisation des Rhythmus der Aktivität von
Neuronenverbänden z.B. des limbischen Systems (das Emotionen repräsentiert) mit
der Aktivität von Neuronenverbänden in bewusstseinsspezifischen Hirnarealen
(z.B. die perisylvinische Region -> verbal-syntaktische Aufmerksamkeitsleistung,
rechter posteriorer Parietallappen -> räumlich-visuell, Teile des Thalamus
-> Selektion, präfrontaler Cortex -> Prioritäten-Setzen (Birbaumer und
Schmidt, 1996). Das Erlebnis von Bewusstsein ist ferner abhängig von der
Intensität der Aktivität, denn der Kurzzeitspeicher hat nur eine begrenzte
Kapazität.
Ein vorgebahntes Erregungsmuster kann
nur ins Bewusstsein gelangen, wenn es dort schon einmal war. Es muss also
Bestandteil des konzeptuellen Gedächtnisses sein.
280 Attraktoren sind Erregungsmuster,
die einem wichtigen Ziel entsprechen und zieht andere Erregungsmuster in seinen
Rhythmus hinein.
Das Nervensystem und damit das
psychische Geschehen zeichnet sich durch Eigenaktivität aus. Der Mensch ist
nicht auf Stimuli von außen angewiesen. Ein psychologischer Vorgang beginnt
also nicht mit einem Stimulus, wie es die S-R-Psychologie konzipierte.
282 Murray, Piaget und Lewin: erstes
interaktionelles Konzept von needs und presses
In der psychoanalytischen
Standardsituation wird das implizite Gedächtnis durch ähnliche
Problemsituationen bottom up prozessual denkbar wenig stimuliert -> nur
konzeptuelles Gedächtnis
283 Grawe: Verquickung von Emotion,
Kognition und Motivation
284 Grawe propagiert das
Lichterbaummodell von Crick und Koch (1990) -> Gleichzeitigkeit psychischer
Prozesse. Bei Unvereinbarkeit gegenseitige Hemmung.
285 Interkulturell invarianter
mimischer Ausdruck für Emotionen wie Überraschung, Freude, Ärger, Traurigkeit,
Furcht, Ekel. Offensichtlich angeborenes physiologisches Reaktionsmuster,
Handlungstendenzen und subjektive Gefühlsqualitäten = primäre Emotionen
(mammalische Strukturen = älter).
286 Dem kulturell bestimmten
Emotionsausdruck liegen jüngere Hirnstrukturen zugrunde.
Buck (1984): Sekundäre Emotionen
(Stolz, Dankbarkeit, Sehnsucht, Verlegenheit, Eifersucht, Reue, Verachtung,
Scham, Schuld) gehen mit komplexeren kognitiven Bewertungen einher und
entstehen aus der Kombination der primären Emotionen.
Panksepp (1989): Fünf fest verdrahtete
Regulationssysteme von Emotionen:
1. Erkundung, Neugier, 2. Ärger, Wut, 3. Angst, Furcht, 4. Trennung, Kummer, Sorge Trauer, Leid, Qual, 5. social play.
1. Erkundung, Neugier, 2. Ärger, Wut, 3. Angst, Furcht, 4. Trennung, Kummer, Sorge Trauer, Leid, Qual, 5. social play.
LeDoux (1989): In diesen affektiven
Regulationssystemen findet eine direktere Signalübermittlung statt als bei
symbolischer Informationsverarbeitung im Neokortex. Bedeutungen müssen nicht
semantisch verschlüsselt werden, sondern sind unmittelbar gegeben ->
Handlungsbereitschaften ohne vorangehende kognitiven Bewertungsprozesse.
287 Affekte = Grundformen der
Emotionen, beruhen nicht auf selbst erworbenen Gedächtnisinhalten. Emotionale
Erfahrungen werden in Form von emotionalen Schemata im impliziten emotionalen
Gedächtnis gespeichert. Das Bewusstsein hat keinen Zugriff auf die emotionalen
Schemata. Sie werden bottom-up automatisch durch relevante Bedingungen ausgelöst
(z.B. bei Phobie).
Goschke (1996) nimmt an, dass das
Gedächtnis für die emotionale Bedeutung von Ereignissen in der Amygdala
gespeichert wird und das Gedächtnis für die Ereignisse selbst im Hippocampus
und Neokortex.
289 Izard (1978): Emotion und Kognitionen
beeinflussen sich wechselseitig in der Entwicklung besser angepasster Schemata
zur Bewertung der Individuum-Umgebung-Beziehung.
Lazarus (1991): Bezug zwischen
Emotionen und aktivierten Zielen. Bei Differenzierung der Ziele ->
differenzieren sich auch die Emotionen
Ziele sind erwünschte Beziehung zur
Umgebung. Emotion entspricht dem transaktionalen Bezug.
Core Relation Themes: Ärger (Angriff
gegen mich), Angst (unsichere existenzielle Bedrohung), Furcht (unmittelbare
konkrete Gefahr für den Körper), Schuld (Überschreitung moralischer
Imperative), Scham (Scheitern am Ich-Ideal), Traurigkeit (Verlust), Eifersucht
(drohender Verlust der Zuneigung durch einen Dritten), Ekel (unverdauliches
Objekt oder Idee), Glück (Fortschritt in Richtung Zielrealisierung).
291 Lazarus:
Kognitiv-motivational-relationale Theorie der Emotionen, starke Emotion <-
starke Bedürfnisse.
292 Bewertung der Transaktion mit der
Umgebung
1. primäre Bewertung (Zielrelevanz, Zielkongruenz, Ich-Beteiligung = persönliche Werte wie Selbstachtung, Ansehen, moralische Werte, Ich-Ideal, Lebenssinn, Wohlergehen anderer
2. sekundäre: Verantwortlichkeit (Schuld – Verdienst), Einschätzung des Coping-Potentials (Kontroll- und Selbstwirksamkeitserwartungen).
1. primäre Bewertung (Zielrelevanz, Zielkongruenz, Ich-Beteiligung = persönliche Werte wie Selbstachtung, Ansehen, moralische Werte, Ich-Ideal, Lebenssinn, Wohlergehen anderer
2. sekundäre: Verantwortlichkeit (Schuld – Verdienst), Einschätzung des Coping-Potentials (Kontroll- und Selbstwirksamkeitserwartungen).
problem-focused und emotion-focused
coping
295 Kognitive Bewertungsprozesse können
auch unbewusst ablaufen, enthalten meist bewusste Verarbeitungsanteile. Durch
reappraisal = Neubewertung können Emotionen beeinflusst werden (Ellis).
296 Veränderung der Emotionen kann
entweder durch VT infolge Veränderung der sekundären Bewertung
(Selbstwirksamkeit, coping) oder durch motivationale Klärung und einer
Veränderung der primären Bewertung und Ziele erreicht werden.
298 Verbindung der Kontrolltheorie mit
der Emotionstheorie von Lazarus.
3 Komponenten der Emotion: Handlungstendenzen (ziel- und
emotionsbestimmt, können im Widerspruch zueinander stehen), subjektiv erlebtes
Gefühl und physiologische Reaktionen.
Zielbestimmte Handlungstendenzen sollen
Wahrnehmungsinkongruenzen beseitigen, die eine negative Emotion auslösen, deren
innewohnende Handlungsimpulse gerade zur Verfehlung der Ziele im Sinne der
Kontrolltheorie führen würden.
299 Emotionen sind alles andere als ein
Epiphänomen, sondern Determinanten des psychischen Geschehens (besonders
deutlich bei Borderline).
300 Emotion -> mimische Innervation.
Das willkürliche mimische Ausdrucksverhalten unterscheidet sich vom
unwillkürlichen, emotional gesteuerten. Die Unterschiede zwischen einem echten
und einem vorgetäuschten Lächeln machten Ekman und Friesen (1986) mit dem
Facial action coding system (FACS) deutlich.
301 Die Körpersprache unterhalb des
Halses ist aussagefähiger für bewusstseinsferne
Intentionen und Emotionen.
Unbewusste Wahrnehmung der nonverbalen
Informationen.
302 Echter nonverbaler Ausdruck löst
beim Partner reziprokes Verhalten aus Scheflen, 1974) -> biologische
Funktion der sozialen Interaktionsregulation.
Patient kann Emotionen, z.B. die
Anteilnahme des Therapeuten in dessen Gesicht (zum großen Teil unbewusst)
erkennen.
Verschiedene nonverbale
Kommunikationskanäle: Mimik, Gestik, Stimmqualität, Sprechweise, Atmung,
Haltung und Bewegung von Oberkörper, Unterkörper.
303 Oft sind die nonverbalen Prozesse
zu schnell, als dass sie zu bewussten Wahrnehmungen führen könnten (Merten
1996).
Veränderung der nonverbalen
Kommunikation ist nur möglich, wenn sie zuvor bottom-up aktiviert wurde.
304 Training von nonverbaler
Kommunikation beim Training sozialer Fähigkeiten.
306 Die rechte Hemisphäre hat eine
signifikant bessere Decodierfähigkeit für nonverbale Infos.
Auch das Enkodieren von emotionalem
Ausdruck geschieht vor allem rechtshemisphärisch. Emotionen werden mit der
linken Gesichtshälfte stärker ausgedrückt.
Tucker, 1986: Die linke Hemisphäre
arbeitet schwerpunktmäßig digital, d.h. mit einem linguistischen Code, der an
die Stelle des sensorisch Erlebten tritt. Dieses Informationsformat hat den
Vorteil, das es von einem Gedächtnisbereich zum nächsten, von einem Gehirn zum
anderen nach festen und wiederholbaren Regeln weitergegeben und
weiterverarbeitet werden kann.
Die überwiegend rechtshemisphärische
analoge Informationsverarbeitung hat keinen substituierenden Code, sondern
speichert die äußeren und inneren Sinnesqualitäten direkt, konkret ab. Als
kontinuierliches Spiegelbild der inneren Verfassung des Senders löst sie im
Empfänger unmittelbar korrespondierende affektive Reaktionen aus, während der
verbalen Repräsentation eine inherente Distanz zwischen der Semantik und der
affektiven Antwort des Empfängers eigen ist. Jedoch keine strenge Trennung zwischen
rechts und links.
308 Analoge, nonverbale Verarbeitung
entspricht dem implizit-perzeptuellen Gedächtnis von Perrig -> emotional,
ganzheitlich, intuitiv.
Digital, verbal, analytisch, rational,
konzeptuell.
Überbetonung des Gesprächs, des Inhalts
in vielen Therapierichtungen. Therapeuten müssen prozessual wahrnehmen, denken
und handeln lernen.
310 Nonverbale Kommunikationsforscher
wie Kagan definierten 1971 Empathie als the ability to receive, detect and
decode affective information of another.
Dekodierfähigkeit und noch mehr die
Enkodierfähigkeit (ein bestimmtes Gefühl eindeutig ausdrücken können)
korreliert mit der Patientenzufriedenheit.
311 Patienten sollen zum Patienten
hingeneigt sitzen, die Arme offen halten, mit dem Kopf nicken und Gesagtes mit
Gesten unterstreichen.
Wichtig: kompetent-professioneller und
warmer Tonfall.
In der Supervision sollte über
Patienten so geredet werden wie mit ihnen: professionell, kompetent, aber warm,
besorgt und ehrlich.
Nach Krause (1997) korreliert das
nonverbale Verhalten des Therapeuten mit dem Therapieergebnis.
315 Die Dekodierfähigkeit und
Lernfähigkeit für nonverbale Information (Gefühle anderer richtig wahrnehmen
können) ist bei Psychiatriepatienten reduziert (Ursache oder Auswirkung ihrer
Störung? motivationales Problem oder Fähigkeitsdefizit?).
318 Krause aus Saarbrücken fand heraus,
dass der Gefühlsausdruck sich im Gespräch überwiegend auf den Inhalt des gerade
Gesagten bezieht und weniger auf die Beziehung zum Gesprächspartner.
320 Wer mit einem Schizophrenen interagiert,
passt sich schon nach kurzer Zeit dessen freudlosen Kommunikationsstil an, aber
nicht umgekehrt. Bei psychischen Störungen scheint die Fähigkeit
verlorengegangen zu sein, das eigene Verhalten flexibel an wechselnde
Beziehungssituationen anzupassen.
Das nonverbale Patientenverhalten wirkt
wie ein interpersonaler Attraktor, der das nonverbale Verhalten anderer in ein
entsprechendes Interaktionsmuster hineinzieht. Scheflen (1974): Der
Interaktionspartner wird in eine bestimmte emotionale Verfassung versetzt ->
reziproke und oft unbewusste Reaktion.
Krause 1997: Leitaffekt bei
Schizophrenen ist Verachtung, bei männlichen Colitispatienten ist Ekel ->
Interaktionspartner werden angesteckt oder reagieren reziprok.
Beier bezeichnete schon 1966 die nonverbale
Beziehungsregulation zwischen Therapeut und Patient als silent language of PT.
321 Sullivans Schüler Beier: Das
nonverbale Beziehungsverhalten des Patienten ist auf Vermeidung der wunden
Punkte angelegt -> der Therapeut muss sich unsozial, also nicht reziprok
verhalten und darf sich nicht anstecken lassen.
(Die Vermeidungsziele dürfen aber
meines Erachtens nicht einfach frustriert werden, sondern müssen als implizite
Aufträge metakommuniziert, gewürdigt, verstanden und auf diese Weise behutsam
frustriert werden.
323 Störungsspezifische Manuale können
die nonverbalen Beziehungsaspekte nicht alle schon mitkonzipiert haben.
Krause: Beste Therapieergebnisse
(Korrelation 0,69), wenn Therapeut und Patient schon in der ersten Sitzung
nonverbal unterschiedliche Leitaffekte zeigen, weniger gut, wenn beide
negative, am schlechtesten, wenn beide positive Affekte zeigen (Anzeichen von
Vermeidung der Aktualisierung der Probleme des Patienten) -> Notwendigkeit
"unsozial" und nicht reziprok auf implizit unbewusste Konflikte
einzugehen.
325 Fallbeispiel Krauses für eine nicht
gelungene Thematisierung eines vermiedenen Beziehungskonflikts.
327 Grawe fordert daher eine
sorgfältige Vorbereitung der ersten Sitzung und das Einholen von Informationen
(z.B. Videos) über das Beziehungsverhalten des Patienten, um nicht in ein
ungünstiges Beziehungsmuster hineingezogen zu werden (Ich glaube, bei Beachtung
der Gegenübertragung und stellvertretende Introspektion nicht unbedingt
notwendig).
Determinanten des Erlebens und Verhaltens
329 Unsere Wünsche sind frei. Sie
müssen sich nicht an die Bedingungen der Realität, an Raum, Zeit, das Mögliche
und Unmögliche halten. Leider gilt das Glei he für unsere Befürchtungen. Sie
gehen weit über das Mögliche oder Wahrscheinliche hinaus.
Unsere Wünsche und Befürchtungen
tauchen spontan auf. Sind wir Herr über sie?
330 Unser Ich-Erleben ist blind für den
Eigenanteil, mit dem wir Realität herstellen. Bei Wahrnehmungen und Emotionen,
die wir erleiden, wird asgeblendet, wie sehr wir sie selbst machen.
331 Dem bewussten Willensakt zu einer
Bewegung geht durchschnittlich eine halbe Sekunde bereits ein sog.
Bereitschaftspotential voran (Benjamin Libet, 1983). Reizung corticaler (nicht
aber subcorticaler) Areale erzeugt den subjektiven Eindruck willentlicher
Bewegung (subcortical -> Bewegung ohne Willen oder wider Willen).
Beim Handeln wird uns eine
Urheberschaft vorgegaukelt, die es so nicht gibt.
Unser Ich-Erleben ist eine emergente
Erlebnisqualität neuronaler Prozesse wie der Geschmack von Zitronenlimonade. Es
ist nicht Herrscher oder gar Urheber dieser Prozesse, sondern ihr Produkt.
332 Unbewusste Wünsche und
Befürchtungen nennt Grawe Annäherungs- und Vermeidungsintentionen.
Intentionen als diejenigen neuronalen
Prozesse, die der übrigen neuronalen Aktivität eine bestimmte Ausrichtung geben
und das daraus resultierende Verhalten energetisieren, können subjektiv als
bewusstes oder unbewusstes Wünschen oder Wollen in Erscheinung treten. Bewusste
Intentionen zeigen dabei eine andere neuronale Erregungscharakteristik als
unbewusste. Die besonderen funktionalen Möglichkeiten bewusster Wahrnehmung und
Steuerung resultieren aus den spezifischen Erregungsmustern und nicht aus der
subjektiven Erlebnisqualität.
335 Es gibt weder anatomisch noch
funktionell die zentrale Steuerungsinstanz (des Ich oder Selbst oder eine
Steuerungszentrale wie im Strukturmodell des psychischen Regulationssystems
nach Becker, 1995) noch "das" Unbewusste als Instanz.
337 Wesentliches (nonverbales) Schema
von Anfang an: im Kontakt mit der Mutter sein.
338 Ob wir uns spontan zu jemanden
hingezogen fühlen, hängt wahrscheinlich davon ab, inwieweit früh angelegte,
unbewusste interpersonale Schemata bottom-up aktiviert werden.
Ausdifferenzierung der frühen
motivationalen Schemata -> Wahrnehmungen, Handlungen, Emotionen und Ziele
(mit immer mehr Unterzielen) -> entsprechende motivationale Bereitschaften.
Intentionen binden alles zu einer Funktionseinheit zusammen.
339 Motivationale Schemata entwickeln
sich um zentrale Bedürfnisse herum. Ihre Zielkomponenten sind von Anfang an
durch (neuronal repräsentierte) Umgebungsbezüge definiert.
Intentionalität ist die vielleicht
wichtigste Grundqualität des psychischen Geschehens.
340 Motivationale Attraktoren
(Schemata), semiautonome emotionale Attraktoren, Störungsattraktoren (die
Störung ist ein emergentes Phänomen mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, die
störungsspezifische Maßnahmen erfordert) und interpersonale Attraktoren als
Hauptdeterminante des psychischen Geschehens.
341 Der Hauptanwendungsbereich von PT
liegt dort, wo Menschen gegebene Glücksmöglichkeiten wegen ihrer eigenen
motivationalen Schemata nicht wahrnehmen oder ihr Unglück selbst erzeugen.
343 Grenberg, Rice und Eliott
definierten 1993: Ein emotionales Schema ist eine unbewusste, bedürfnis-, ziel-
und handlungsorientierte funktionale Einheit, die eine flexible, aber planvolle
Interaktion mit der Information aus der Umwelt ermöglicht. Ein Schema
strukturiert die Wahrnehmung, die Erfahrung und Antwort auf die Welt. Es
verändert sich durch Akkomodation an neue Erfahrungen.
344 PT muss auf die Struktur der
emotionalen Erfahrung von Selbst-in-der-Welt-Sein
(self-in-the-world-emotion-schemes) eingehen, und zwar in einer Kognitionen,
Affekte, Motivation und Beziehungsverhalten integrierenden Weise (wie Lazarus).
Im Gegensatz zum
bewältigungsorientierten Lazarus betont aber - trotz großer theoretischer
Übereinstimmung - der humanistische Greenberg den Klärungsaspekt.
Die Aktivierung unbewusster emotionaler
Schemata zeigt sich in der PT in Form eines Gefühls von Inadäquatheit (ich
fühle mich schlecht oder ich weiß nicht warum ich mich so verhalten habe).
345 Schemata = need related action
tendencies, die unser core sense of experienced self beeinflussen.
Stern, 1985: Das Selbst wird durch
frühe, affektiv getönte expressive und sensomotorische Muster, die innerlich in
emotionalen Schemata repräsentiert sind, begründet.
346 Im frühen Lebensalter sind
motivationale und emotionale Schemata noch nicht unterschieden -> Affekt =
Motivation.
Im emotionalen Schema ist die erlebte
Situation, der Stimulus, die Bewertung hinsichtlich des Bedürfnisses, die
affektive Antwort auf die bewertete Situation und die Attribuierung über das
Selbst in der Situation repräsentiert.
Greenberg: emotion emerges as a
function of appraisal of macht/mismatch between situations and need, goals or
concerns, and our appraisal of our ability to cope with the situation.
347 Greenberg fordert Bewusstmachung
der emotionalen Schemata und ihre Restrukturierung. Der Patient soll
Aufmerksamkeit auf die echten Emotionen lenken und diese zulassen lernen.
Aufrechterhaltung von dysfunktionalen
Schemata durch
1. selektive und verzerrende Wahrnehmung
2. Vermeidung neuer Erfahrung und der Konfrontation mit problematischen Emotionen durch abstrakte, konzeptuelle Informationsverarbeitung, die den Zugang zum impliziten Gedächtnis versperrt (keine bottom-up-Aktivierung emotionaler Schemata)
3. totale Besetzung der Verarbeitungskapazität durch aktivierte Schemata, so dass keine weiteren Informationen verarbeitet werden können, die das Schema korrigieren könnten.
1. selektive und verzerrende Wahrnehmung
2. Vermeidung neuer Erfahrung und der Konfrontation mit problematischen Emotionen durch abstrakte, konzeptuelle Informationsverarbeitung, die den Zugang zum impliziten Gedächtnis versperrt (keine bottom-up-Aktivierung emotionaler Schemata)
3. totale Besetzung der Verarbeitungskapazität durch aktivierte Schemata, so dass keine weiteren Informationen verarbeitet werden können, die das Schema korrigieren könnten.
348 Wirkfaktoren von PT nach Greenberg:
1. Sicherheit und Aufgehobensein in der Therapiebeziehung macht Verarbeitungskapazität frei.
2. Fokussierung auf die unmittelbare innere emotionale Erfahrung und nicht auf verbale Inhalte.
3. nonverbale Übungen zur bottom-up-Aktivierung von emotionalen Schemata und des impliziten Gedächtnisses
4. Ermunterung des Patienten, sich realen Angstsituationen auszusetzen -> neue Erfahrungen -> Umstrukturierung
5. Ausdruck von Gefühlen in Situationen, in denen der Patient diese noch nie ausgedrückt hat, z.B. Gespräch mit toten Elternteil, Kennenlernen der eigenen Vermeidungsmechanismen
6. korrigierende Erfahrungen in der Hier-und-Jetzt-Interaktion mit dem Therapeuten.
1. Sicherheit und Aufgehobensein in der Therapiebeziehung macht Verarbeitungskapazität frei.
2. Fokussierung auf die unmittelbare innere emotionale Erfahrung und nicht auf verbale Inhalte.
3. nonverbale Übungen zur bottom-up-Aktivierung von emotionalen Schemata und des impliziten Gedächtnisses
4. Ermunterung des Patienten, sich realen Angstsituationen auszusetzen -> neue Erfahrungen -> Umstrukturierung
5. Ausdruck von Gefühlen in Situationen, in denen der Patient diese noch nie ausgedrückt hat, z.B. Gespräch mit toten Elternteil, Kennenlernen der eigenen Vermeidungsmechanismen
6. korrigierende Erfahrungen in der Hier-und-Jetzt-Interaktion mit dem Therapeuten.
349 Wenn starke Emotionen ausgelöst
werden, bedeutet das nach der Emotionstheorie von Lazarus, dass die
Zielkomponente des betreffenden Schemas stark aktiviert wurde.
Ziel nach Grawe: Förderung und Einübung
der bewussten Handlungskontrolle u n
d die Assimilierung möglichst vieler
neuer Erfahrungen in unterschiedlichen realen Situationen an das neue, bewusste
Handlungsschema, das durch reflektierende Abstraktion (Piaget, 1976)
herausgebildet wurde -> Bahnung neuer neuronaler Erregungsmuster.
Eine bewusste Zielorientierung anstelle
unbewusster Intentionen.
352 Beziehungsschema oder
interaktionelles Schema nach Grawe: Aktivierung eines Schemas bedeutet
Ausrichtung der psychischen Aktivität in Richtung Wahrnehmungen im Sinne der
Zielkomponenten (erwünschte Bezüge des Individuums mit seiner Umwelt = core
relational themes nach Lazarus) des Schemas.
354 Reliable Methoden zur Erfassung von
Beziehungsschemata sind die Role Relationship Models von Horowitz (1989) und
das Core Conflictual Relationship Themes von Luborsky (1990).
Grawes Schema-Analyse versucht v.a. die
Vermeidungsschemata zu erfassen.
356 Motivationale Schemata entwickeln
sich um die Grundbedürfnisse herum -> zunehmende Erfahrung -> mehr
Unterziele und Fähigkeiten zur Realisierung des Oberzieles -> mehr Möglichkeiten
zur Bedürfnisbefriedigung -> reich ausgestaltete motivationale Schemata sind
Grundlage guter seelischer Gesundheit.
Motivationale = intentionale (intendere
= anstreben) oder Annäherungsschemata an angeborene Bedürfnisse oder durch
Identifizierung sozial erworbene Werte.
Negative Emotionen entstehen aus der
Inkongruenz von Soll- und Ist-Wert der Bedürfnisse und bereiten den Nährboden
für psychische Störungen.
356 Therapie muss sich daher neben
störungsspezifischen Maßnahmen auch mit der besseren Intentionsrealiserung
befassen.
Weiterentwicklung unterentwickelter
intentionaler Schemata ist harte therapeutische Arbeit, da Patienten hohe
Erwartungen haben und wenig geben können -> cave Gegenübertragung.
357 Asoziale, nonverbal nicht-reziproke
Reaktion auf den Patienten (Udo: z.B. freundlich lächelnd, zugewendet mit
Gegenübertragung konfrontieren).
Flucht, Abwehr und Vermeidung gehören
zum überlebenswichtigen Grundrepertoire jedes Organismus.
Neuronale Erregungsmuster zur
Vermeidung der Wahrnehmung von Ist-Soll-Inkongruenzen (negatives Ziel) und der
damit verbunden negativen Emotionen im Sinne der Kontrolltheorie.
Gleichzeitigkeit von annähernden udn
vermeidenden Tendenzen.
358 Vermeidungsschemata beeinflussen
neben Wahrnehmung, Verhalten und Erleben auch Gedanken und andere Kognitionen,
die aktiv gebahnt oder - wenn sie nicht mit den Zielkomponenten vereinbar sind
- gehemmt werden.
359 Wenn die Vermeidungsziele unbewusst
repräsentiert sind, ist das wichtige Mittel der Kontrolle über die bewusste
Aufmerksamkeit unwirksam.
Kognitionen haben eine
Repräsentationsfunktion und eine Interpretationsfunktion. Je größer der
interpretierendeAnteil, desto weniger wirksam die Handlungskontrolle aufgrund
unzutreffender Prämissen.
Durch Richten der Aufmerksamkeit auf innere
Prozesse sollen neue Bewusstseinsinhalte geschaffen werden, die diese Abläufe
zutreffend repräsentieren.
360 Die Veränderung von
Vermeidungsschemata (z.B. Exposition bei Phobie) kann nur gegen den Widerstand
von Vermeidungszielen erfolgen. Daher müssen gleichzeitig konkurrierende
Annäherungsintentionen durch Ressourcenaktivierung gestärkt werden.
361 PT wirkt durch Abschwächung von
motivationalen Vermeidungsschemata und Förderung von positiven intentionalen
Schemata.
362 Konfliktschema: intentionale Komponente
(z.B. Unabhängigkeit) aktiviert automatisch die Vermeidungskomponente
(Schuldgefühle, "lass uns nicht allein"), aufgrund der nicht
befriedigten Bedürfnisse negative Emotionen (z.B. Wut auf die Eltern), welche
die Intentionskomponente noch stärker hervortreten lassen -> neuronale
Erregungsschaukel.
363 Therapie: Bewusstmachen der
Vermeidungskomponente und bei ihrer Aktivierung müsste die intentionale
Komponente aktiviert werden statt umgekehrt. Dazu müssten die Schuldgefühle mit
allen einschränkenden Konsequenzen des Vermeidungsschemas aktiviert werden, bis
sie die mit Wut verbundene Unabhängigkeitsreaktion hervorrufen und neue
Erfahrungen (Ausbleiben der befürchteten Konsequenzen) schaffen. Auch das
soziale Umfeld würde neue Erfahrungen machen.
365 Unkontrollierbarkeit von aversiven
Ereignissen gehört für Menschen zu den traumatisierendsten Erfahrungen, die sie
am stärksten zu vermeiden trachten. Das ganze psychische Funktionieren ist nach
Kelly (1957) auf Vorhersehbarkeit und Kontrollierbarkeit ausgerichtet. Schutz
gegen ein unberechenbares elterliches Beziehungsverhalten durch Rückzug aus
einer ungeschützten Intimität. Vermeidungsziel: Nicht in meinen Nähewünschen
zurückgewiesen und enttäuscht zu werden -> gleichzeitige Aktivierung sowohl
des intentionalen als auch des Vermeidungsschemas.
366 Unbewusstes, inkonsistentes
Kommunikationsverhalten z.B. durch verbale Nähewünsche und nonverbale
Vermeidungssignale oder ein Teil des nonverbalen Verhaltens zeigt Nähewunsch,
anderer Teil zeigt Vermeidung.
Gedächtnisblind für die Ursachen eines
inkonsistenten Erlebens und Beziehungsverhaltens.
379 Für Epstein (cognitive-experiential
self theory = cest, 1990, 1991) ist der Normalzustand psychischer Aktivität die
Gleichzeitigkeit impliziter/intuitiver und bewusst/rationaler Prozesse.
380 Enge Verbindung des impliziten
Funktionsmodus mit Emotionen und biologischen Prozessen wie das Immunsystem.
PT sollte sich die Techniken, die
neuronale Prozesse in den phylogenetisch älteren Hirnteilen und damit das
implizite System stärker aktivieren als verbal-rationale Techniken, also
Religion, Astrologie, Esoterik, die Illusion der Kontrolle des Weltgeschehens
durch Rituale, Magie, Gebet, gemeinsames Singen, zu Nutze machen.
381 Epstein konzipiert das Selbst als
persönliche Realitätstheorie mit deskriptiven Postulaten (Vorstellungen über
sich und die Welt) und motivationalen Postulaten/Schemata (was man tun und
vermeiden muss, um seinen Bedürfnissen gerecht zu werden - entsprechend den
übergeordneten Sollwerten der Kontrollhierarchie von Powers).
Das eigentliche, das implizite Selbst
(im Gegensatz zum Selbstbild des konzeptuellen Systems, das keinen Einfluss auf
das Verhalten und Erleben haben muss) ist
nach Epstein die Summe der motivationalen Schemata, seiner Überzeugungen über
sich und die Welt, seiner Erwartungen und Bereitschaften.
Der Organismus als evolutionär
entstandene Theorie über die Realität oder Welt.
382 Das Selbst ist keine eigene
psychische Instanz, kein Homunculus, kein steuernder Akteur, sondern Ausdruck,
Ergebnis dessen, dass alle Postulate und Schemata eine Einheit bilden. Das
Selbst gibt keine Sollwerte vor, diese resultieren aus den zu Schemata
differenzierten Grundbedürfnissen (hier ist ein Unterschied zu Powers
Kontrolltheorie, die als höchste Ebene das Selbst annimmt).
383 Grundbedürfnisse als oberste
Sollwerte der psychischen Aktivität.
Motivationale Schemata sind das Produkt
von Bedürfnissen und der Beschaffenheit der Lebensumgebung.
Deskriptive Schemata: erworbenes Wissen
über sich selbst = Selbstmodell und entsprechend Weltmodell.
384 Grundbedürfnisse nach Epstein:
Orientierung/Kontrolle (entspricht ziemlich genau Antonowskys sense of
coherence), Lust/Unlustvermeidung, Bindung und Selbstwerterhöhung.
386 Notwendigkeit von Konsistenz =
einheitliche Ausrichtung psychischer Prozesse -> Funktionieren.
Kontrollbedürfnis bezieht sich auch
darauf, zukünftig möglichst viele Handlungsmöglichkeiten zu haben.
388 Powers Kontrolltheorie setzt das
Bedürfnis nach Kontrolle unausgesprochen voraus.
Psychische Störungen verletzen immer
das Kontrollbedürfnis.
Kontrollbedürfnis verlangt nach
bewältigungs- und klärungsorientierten Therapiemaßnahmen: Kontrolle durch mehr
Kompetenz und Kontrolle durch besseres Verstehen (compehensibility und
managebility).
389 Es geht nicht darum, dass der
Patient einen bestimmten Inhalt versteht, sondern dass er das Gefühl hat, etwas
verstanden zu haben (-> Peseschkians Frage: was hat sie heute angesprochen?)
Henry et al. 1994: Therapeuten, die
Patienten zu einer bestimmten Einsicht verhelfen wollen, überfordern ihn und
lassen ihn gerade weniger Kontrolle erleben. Sachse (1992) fordert daher eine
zielorientierte Gesprächspychotherapie, die nah man Kern des vom Patienten
Gemeinten dranbleibt -> Therapie der kleinen Schritte. 390 Es ist wichtiger,
dass der Patient Verstehenserfahrungen macht, als was er versteht.
Personen mit hohen internalen
Kontrollüberzeugungen haben eine höhere Lebenszufriedenheit und sind
resistenter gegen Stress.
391 Gerade Dinge, die einem besonders
wichtig sind, machen besonders empfindlich gegen Kontrollverlust und lösen ggf.
ein kontraproduktives Verhalten aus.
392 Pawlovs Versuch mit Hunden zur
diskrimativen Konditionierung: Hund lernte auf Ellipse so und auf Kreis anders
zu reagieren. Bei Annäherung von Kreis und Ellipse bis zur Ununterscheidbarkeit
geriet der Hund in einen gequälten Erregungszustand = experimentelle Neurose.
Seligman und Maier, 1967: gelernte
Hilflosigkeit durch Aussetzung der Versuchstiere und -personen mit
unkontrollierbaren unangenehmen Reizen -> Überzeugung, keinen Einfluss auf
die aversiven Reize zu haben -> Depression. In diesem Zustand nahmen die
Probanten die objektiv vorhandenen Kontrollmöglichkeiten nicht mehr wahr.
393 Lustgewinn und Unlustvermeidung als
Hauptantrieb haben die Freudianer und Behavioristen gemeinsam.
Wer seine Kindheit die Umgebung als
Quelle von Lust erfahren hat, wird optimistische Erwartungen an das Leben
richten und auch die notwendigen Ziele und Fähigkeiten entwickeln, dass sich
die Erwartungen bestätigen.
394 Wiederkehrende posttraumatische
Angstträume erklärt sich Epstein nicht wie Freud aufgrund eines Todestriebes,
sondern als andauerndes Bemühen und Scheitern, die Erfahrungen mit der Realität
an die eigenen impliziten Schemata einer einigermaßen guten, sicheren und kontrollierbaren
Welt zu assimilieren.
Drei Verarbeitungsmöglichkeiten: 1.
Abspaltung/Dissoziation, 2. Akkomodation der positiven Schemata zu der
Überzeugung einer schlechten Welt (bedingt progrediente Verschlechterung des
psychischen Zustands) und 3. Trauerarbeit.
Drei Postulate Bowlbys zur
Bindungstheorie:
1. Vertrauen auf die zuverlässige Verfügbarkeit einer Bindungsfigur reduziert die Furcht.
2. Vertrauen oder fehlendes Vertrauen entwickeln sich in der Kindheit und bleibt für den Rest des Lebens relativ unverändert.
3. Tatsächliche Bindungserfahrungen und Erwartungen (inneres Arbeitsmodell entspricht Grawes Beziehungsschemata und Horowitz Role Relationship Models) stimmen ziemlich genau überein.
1. Vertrauen auf die zuverlässige Verfügbarkeit einer Bindungsfigur reduziert die Furcht.
2. Vertrauen oder fehlendes Vertrauen entwickeln sich in der Kindheit und bleibt für den Rest des Lebens relativ unverändert.
3. Tatsächliche Bindungserfahrungen und Erwartungen (inneres Arbeitsmodell entspricht Grawes Beziehungsschemata und Horowitz Role Relationship Models) stimmen ziemlich genau überein.
Das innere Arbeitsmodell ist zwar
veränderbar, stabilisiert sich aber durch die in seinem Sinne gemachten
selektiven Erfahrungen (Schmidt und Strauss, 1996).
Ungünstig: konsistent der
inkonsistent-unvorhersehbar mangelnde Verfügbarkeit und/oder Feinfühligkeit der
Bindungsperson -> Entfremdung oder übermäßige Abhängigkeit.
400 Die von Generation zu Generation
präverbal weitergegebenen Beziehungserfahrungen und -muster sind völlig
unbewusst und ausschließlich im impliziten Gedächtnis gespeichert. Sie werden
andauernd bottom-up aktiviert.
401 Collins und Read (1990): Untersuchung
des Zusammenhangs von Bindungsmustern und Beziehungsqualität. Untersuchte
Dimensionen: Nähe, Angst und Vertrauen. Für die Beziehungsqualität besonders
wichtig: Zulassen von Nähe und Angst vor Verlassenwerden. Drei Typen: sicher =
wenig Angst, viel Nähe; ängstlich vermeidend (entspricht Grawes negativen
emotionalen Schema): wenig Nähe, viel Angst (Aktivität dient nur noch dem
Schutz vor Verletzung); ambivalent: viel Nähe, viel Angst.
404 Wenn jemand etwas nicht tut, kann
es daran liegen, dass er kein motivationales Schema entwickelt hat, oder an
einem Vermeidungsschema. Dann hat das Nicht-Tun einen aktiven Charakter.
405 Das aus dem Interpersonalen
Kreismodell von Leary (1957) abgeleitete Inventar Interpersonaler Probleme IIP
von Horowitz, Strauss und Kordy (1994) hat auf der senkrechten Achse oben
Dominanz/Kontrolle, unten Submission/Abhängigkeit, waagrecht links negativer
Affekt/Abweisung (Patienten stellen wenig Nähe her und lassen wenig zu ->
V.a. unsicheres Bindungsmuster), rechts Expression positiver Affekte.
407 Die Beurteilung des Bindungsmusters
hat die therapeutische Relevanz, dass sich die Frage stellt, was aus seinem
Bindungsbedürfnis geworden ist.
Todt (1995): Wichtigkeit einer sicheren
Bindung für die soziale Entwicklung auch bei anderen Primaten.
Bindungsverhalten wird über das
limbische System gesteuert (impliziter Regulationsmodus) -> physiologische
Prozesse -> Risikofaktoren, Psychosomatik.
409 Keine eindeutig spezifischen
Korrelation von der Art der Bindungsstörung und der Art der Störung. Aber
psychische Störungen gehen fast immer mit einem unsicheren Bindungsmuster und
Verletzung von Bindungsbedürfnissen einher.
410 Depressive Störungen gehäuft bei
unsicher ambivalenten, Esstörungen gehäuft bei unsicher vermeidenden
Bindungsmuster.
Bindungsforschung belegt die Bedeutung
der Veränderung des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens für eine
dauerhafte Besserung der Störung. Die interpersonale Perspektive ist genauso
wichtig wie die Störungsperspektive.
411 Der Therapeut ist gezwungen, mit
seinem eigenen Beziehungsverhalten implizit zum Beziehungsverhalten des
Patienten Stellung zu nehmen. Darin liegt eine große Möglichkeit von PT
(Aktivierung der intentionalen und vermeidenden Schemata auf der impliziten
Beziehuungsebene). Bei Patienten mit sehr unbefriedigenden Beziehungen
entscheidet sich der Therapieerfolg v.a. auf der Beziehungsebene, ohne dass
zwangsläufig alle Prozesse bewusst werden müssen. Bewusstwerdung ist mitunter
erst das Ergebnis von Veränderungen.
Therapeuten müssen Beziehungsexperten
sein.
413 Das Ausführungsorgan der
Bedürfnisse sind die intentionalen Schemata, die auch der Umgebung Rechnung
tragen. Solche Schemata können sich nicht entwickeln, wenn die Versuche des
Kindes, durch sein Verhalten bedürfnisbefriedigende Reaktionen zu bewirken,
vergeblich sind. Stattdessen entwickeln sich Vermeidungsschemata hinsichtlich
der mit der Frustration verbundenen negativen Emotionen. Es sieht so aus, als
sei das Verhalten aktiv auf einen Sollzustand ausgerichtet, der mit dem
Grundbedürfnis, z.B. nach Selbstwerterhöhung, unvereinbar ist. Der Gewinn liegt
in der Befriedigung anderer Bedürfnisse wie Vermeidung von Schmerz, Erhaltung
von Bindung, Kontrolle und Konsistenz (Aufrechterhaltung selbst eines negativen
Selbstbildes = self verification) -> notwendige Unterscheidung zwischen
kontextabängigen Zielen und Grundbedürfnissen.
416 Personen mit niedrigem
Selbstwertgefühl bewerten sich selbst ud fremde schlecht, Personen mit
ähnlichen Merkmalen wie sie selbst aber als gut. Menschen mit hohem
Selbstwertgefühl beurteilen ihre eigenen Leistungen positiver als die der
anderen. Ihre Selbsteinschätzung wird auch nicht besser, wenn man sie glauben
macht, sie hätten ähnliche Eigenschaften wie sehr attraktive Personen, was bei
Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl zu einer Selbstaufwertung führt (Brown
et al 1992).
Swann et al (1990) bestätigen die
Auffassung von Epstein und Morling (1995), dass das implizite System spontan
zur Selbstwerterhöhung neigt (unter Zeitdruck wählen Menschen mit niedrigen Selbstwertgefühl
zuvor positiv bewertete Partner), das rationale System zur Konsistenzerhaltung,
wodurch Übereinstimmung zwischen früheren Erfahrungen und der aktuellen
Wahrnehmung hergestellt wird (wenn mehr Zeit ist, wählen Selbstwertschwache
vorher negativ bewertete Partner).
417 Epstein und Morling (1995): Wenn
viel Zeit ist, wählt man einen Partner, den man etwas, aber nicht viel besser
beurteilt als sich selbst.
Vielleicht entscheidet das implizite
Selbstwertgefühl, was jemand in realen Situationen wirklich tut, und nicht
seine Selbstbeurteilung in einem Fragebogen (der ja nur das im konzeptuellen
Gedächtnis gespeicherte Selbstbild erfasst.
Therapeutische Konsequenz: Implizite
Einflussnahme auf das Selbstwertgefühl.
418 Positive Illusionen (Selbstwert, Kontrolle,
Optimismus) sind Korrelat seelischer Gesundheit. Nur Depressive haben diese
nicht.
421 Konsistenzprinzip ist kein
Grundbedürfnis oder Motiv, sondern aus der Systemperspektive eine grundlegende
Anforderung für das Funktionieren und die Stabilität eines Systems. Konsistenz
ist menschliches Glück, "mit sich und der Welt eins sein", als Ganzes
funktionieren, der Gegenpol von Konflikt, Dissonanz und Dissoziation.
Inkonsistenz bereitet seelisches Leiden.
422 Konsistenz ist ein kontinuierlich
aktiv hergestelltes Merkmal unseres Bewusstseins, und zwar simultane Konsistenz
und Kohärenz über die Zeit. Selbst bei Unterbrechung der Hirnaktivität, z.B.
bei Apnoe oder kleinen epileptischen Anfällen, besteht subjektiv kein
Bewusstsein für diese Filmrisse, weil das Gehirn künstlich eine Kontinuität des
Bewusstseinsstroms herstellt.
Festingers Kognitive Dissonanztheorie
(1957): Die Tendenz zur Dissonanzreduktion ist um so stärker, je wichtiger das
Nebeneinander inkonsistenter Kognitionsinhalte für das Individuum ist.
Grawe: Konsistenz der von den
motivationalen Schemata bestimmten psychischen Prozesse.
Einige Postulate der Dissonanztheorie:
Kognitive Dissonanz kann nur durch neue Kognitionen (wenn sie das Gewicht einer
Seite erhöhen oder die Bedeutung bestehender Kognitionen verändern und so die
Dissonanz zugunsten einer Seite vermindern) oder die Veränderungen bestehender
reduziert werden. Wenn das nicht gelingt, muss Verhalten (z.B. Suche nach neuen
Informationen) aktiviert werden, dass kognitive Konsequenzen hat.
424 Abwehrmechanismen = Schemata zur
Dissonanzreduktion
425 Es kommen weitere Mechanismen zur
Disonanzreduktion dazu: Emotionales und problemorientiertes Coping sowie das
Nichtzulassen, Ausblenden, Fernhalten von Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gefühlen
und Gedanken = Verdrängung (englisch repression).
427 Posttraumatische Belastungsstörung
wird von Epstein erklärt durch die Inkongruenz von Wahrnehmungen mit
bestehenden Grundüberzeugungen. Bei lang anhaltenden und schweren Traumata kann
keine Assimilation des Erlebten und Ablage im Gedächtnis erfolgen. Es drängt
sich immer wieder dem Bewusstsein auf (dringender, aber frustraner
Assimilationsbedarf). Schließlich kommt es zur Akkomodation der
Grundüberzeugungen -> Angst, Vertrauensverlust, Herabsetzung des Selbstwertgefühls,
Ohnmachtsgefühl.
428 Abspaltung und Verdrängung zur
Konsistenzsicherung. Aber das die verdrängte Wahrnehmung repräsentierende
neuronale Erregungsmuster bleibt im impliziten Funktionsmodus aktiv, ist jedoch
nicht Teil des konzeptuellen Gedächtnisses und somit dem Bewusstsein nicht
zugänglich.
429 Normale Verdrängung durch einen
Konsistenzwächter an der Schwelle zum Bewusstsein.
430 Annäherungs-Annäherungs-Konflikte,
Annäherungs-Vermeidungs-Konflikte und Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikte.
Der implizite Funktionsmodus hat eine
viel größere Inkonsistenztoleranz als das Bewusstsein -> häufig
gleichzeitige nonverbal widersprüchliche Informationen (z.B. Neugier und
Schutz).
431 Inkonsistenz zwischen impliziten
und expliziten Modus möglich. Aber je größer die Diskrepanz oder mehr noch eine
Dissoziation der ablaufenden Prozesse, desto weniger wirksam sind sie
hinsichtlich der Zielverfolgung des bewussten Funktionsmodus.
433 Langfristig führt Verdrängung fast
zwangsläufig zu mehr Inkonsistenzspannung.
Krankheit als neues Ordnungsmuster
neuronaler und psychischer Aktivität, um einen Zustand dissoziierter Prozesse,
Instabilitiät und geringer Zielorientierung zu stabilisieren. Diese neue
Ordnung ist jedoch nicht mehr auf Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet, sondern
auf Prozesse, die ein inneres Eigenleben zu führen beginnen.
Repressors sind habituelle, die sich
selbst als unbeeinträchtigt darstellen, aber hohe Defensivitätswerte in
Fragebogenskalen aufweisen, die eine Selbstdarstellung im Sinne sozialer
Erwünschtheit erfassen.
Auseinanderklaffen ihrer Selbstdarstellung, ihres nonverbalen Verhaltens und
ihrer physiologischen Reaktionen -> Risikopotential für viele Krankheiten.
434 Schwartz (1990) und Weinberger
(1990) zeigten, dass habituelles Verdrängung, das Weglenken der Aufmerksamkeit
von der Diskrepanz von Ist- und Sollwert, die für seelische Rückkoppelngs- und
Selbstregualtionsprozesse essentiell ist, zu neuropsychologischer disconnection
und biologischen, psychologischen und sozialen Störungen führt.
Die Existenz eines unbewussten
Funktionsmodus und eines Filters zwichen bewussten und unbewussten Vorgängen
ist nicht nur eine psychoanalytische Annahme, sondern ein empirisch gesichertes
Phänomen.
436 Williams et al. (1988):
Angststörungen entstehen durch eine implizite, durch priming entstandene
erhöhte Bereitsschaft, bedrohliche Reize aus dem breiten Reizangebot
präattentiv bevorzugt wahrzunehmen (sie scannen ihre Umgebung gleichsam nach
bedrohlichen Reizen ab). Wahrnehmung und die interpretierende kognitive Verarbeitung
erfolgen nicht getrennt und nacheinander, sondern der Angstkranke fühlt den
Schmerz in der Brust direkt und sofort als Herzanfall (positiver
Rückkoppelungsprozess).
437 Depressive unterscheiden sich
präattentiv nicht von Gesunden. Sie verwenden mehr Kapazität für die
Verarbeitung bewusst wahrgenommener Inhalte -> starke Encodierung und
leichte Abrufbarkeit depressiver Inhalte ins Bewusstsein (positive
Rückkoppelung).
438 Kausale Faktoren führen zur
Ausbildung neuer neuronaler Verbindungen und systemischer Strukturen, die auch
ohne Fortwirkung der ursprünglichen Kausalfaktoren krankmachende Prozesse
unterhalten. Die Bewusstmachung und gezielte Veränderung der aktuellen
impliziten Prozesse und Strukturen ist wirksamer als die (immer hypothetisch-spekulative)
Rekonstruktion der ursprünglichen Kausalfaktoren -> Primat
störungsspezifischer Therapiemaßnahmen.
439 Funktionsmodell I des psychischen
Geschehens (hierarchisch von oben nach unten):
1. Systemanforderung: Konsistenz ->
top-down- Aktivierung der
2. Bedürfnisebene: Kontrolle, Lust,
Bindung, Selbstwert (parallel-simultan aktiviert) ->
3. Motivationale Schemata: Intentional,
Konflikt, Vermeidung -> Rückmeldung über Bedürfnisbefriedigung an 2. und
Konsistenz an 1.
4. Realisierungsebene (Übersetzung der
motivationalen Schemata in Verhalten) -> Rückmeldung über Realiserung und
bottom-up-Aktivierung an 3.
441 Funktionsmodell II:
1. Bedürfnisse -> states
(kurzfristig wirksam) und traits (langfristig habituell wirksam) beeinflussen
2. emotionale und motivationale
Schemata -> Konsistenz-Check/Filter -> bewusstes Wahrnehmen, Denken und
Handeln oder implizites Wahrnehmen und Verhalten
3. Realisierungsebene mit vier
Rückkoppelungsschleifen zu a) dem impliziten Wahrnehmen und Verhalten, b) dem
bewussten Wahrnehmen, Denken und Handeln, c) assimilierend zu den Emotionen, d)
akkomodierend zu den motivationalen Schemata
4. Ich-Gefühl -> Überzeugungen
(Selbst- und Weltbild)
Heckhausen: Wünschen, Wählen und Wollen
sind nur die oberste dünne Decke, oben auf einer Reihe basaler
Motivationssysteme, die seit Jahrmillionen entstanden sind.
445 Ressourcenaktivierung: Je mehr es
in der Therapie gelingt, positiv zu bewertende neuronale Erregungsmuster zu
aktivieren, um so besser werden sie gebahnt, um so häufiger können sie zukünftig
auftreten und Einfluss auf das Erleben und Verhalten gewinnen.
Eine Bahnung der positiven Komponente
eines Konfliktschemas erfolgt z.B., wenn der Therapeut den Beziehungstest
besteht.
Wichtiges Ziel von Therapie ist die
Schwächung problematischer Schemata und deren Akkomodation dadurch, dass der
Patient keine Wahrnehmung im Sinne z.B. seiner Vermeidungsziele machen kann.
Die damit verbundenen negativen Emotionen fördern die Bewusstheit und die
reflektierende Abstraktion im Sinne Piagets sowie neue neuronale Bahnungen.
Therapeutischer Ansatz auf der
Realisierungsebene: a) Aktivierung neuronaler Erregungsmuster, b) das Lenken
der bewussten Aufmerksamkeit dahin, wo es was Neues zu lernen gibt, c)
aktiviertes Schema bestätigen und d) Akkomodation = den Patienten mit nicht
assimilierbaren Rückmeldungen konfrontieren.
457 Emergenz: Ordnungsmuster, die aus
den Ausgangseigenschaften nicht voraussagbar gewesen wären, die sich aber durch
positive und negative Rückkoppelung aus den Ausgangseigenschaften ergeben.
461 Attraktor: Ordnungszustand, zu dem
ein System unter der Wirkung von Kontrollparametern hintendiert und der die
Systembestandteile versklavt.
462 Dissipative Strukturen sind
dynamische (nicht stationäre) Ordnungszustände, denen ständig von außen Energie
oder (bei psychischen Systemen) Information zugeführt werden muss.
476 Konsistenz
1. extern = Außenanpassung = Kongruenz
2. intern = Binnenregulation = Konkordanz
1. extern = Außenanpassung = Kongruenz
2. intern = Binnenregulation = Konkordanz
Streben nach Konsistenz bzw. Reduktion
von Inkonsistenz -> Streben nach Kongruenz und Konkordanz bzw. nach
Reduktion von Inkongruenz und Diskordanz.
These: Psychische Ordnungsmuster werden
in der Ontogenese selektioniert, wenn sie die Inkonsistenzspannung reduzieren.
Eine Selektion setzt das neuronale Muster motivationaler Schemata (oder Attraktoren)
und das der Fähigkeiten, also ebenfalls in der ontogenetischen Entwicklung
gebahnter Erregungsbereitschaften, voraus.
Psychische Ordnungsmuster umfassen also
immer den motivationalen und den Fähigkeitsaspekt, denn ohne Fähigkeit kann
nichts selektioniert werden.
477 Eine neuronale Gruppe, die durch
reentrant mapping und differentielle Verstärkung gebildet wird, kann auch als
Attraktor gesehen werden.
478 Attraktoren haben im psychischen
Geschehen die Funktion, Bedürfnisspannung oder Inkonsistenz abzubauen.
479 Feldtheorie Lewins (1926... 1951):
Die verschiedenen Teile des Lebensraumes haben einen Aufforderungscharakter =
Valenz an das Individuum. Die Wirksamkeit von Handlungen ist umso größer, desto
tiefer die Quasi-Bedürfnisse in echten Bedürfnissen verankert sind.
Entwicklungsraum = ein um die
Zeitdimension erweiterter Lebensraum.
481 Der Neodarwinismus geht von Darwins
optimal fit als Selektionsprinzip ab. Die Wahl erfüllt bestimmte constraints
(z.B. Fähigkeiten des Individuums, seine Ziele, Vorgeschichte, situative
Bedingungen) -> Kontrollparameter.
Die Wahl setzt Variabilität der
Kontrollparameter => Freiheitsgrade -> Fluktuationen und Phasen erhöhter
Instabilität voraus. Durch positive Rückkoppelung wird aus der Fluktuation ein
neuer stabiler Attraktor.
482 Beispiel des Attraktors Rennen, um
von einem Ort zum anderen zu kommen -> Atemnot, Schmerzen -> neuer
Attraktor Gehen.
483 In psychischen Systemen wirken die
Attraktoren auf die Kontrollparameter, die sie aktiviert haben, zurück ->
neuer Attraktor oder Aktivierung eines bekannten -> Erklärung dafür, dass
psychische Systeme ihr Verhalten von selbst ändern und neue Systemzustände
entwickeln.
Die Wechselwirkung von
Kontrollparametern und Ordnungsparametern = Attraktoren ist die Grundlage für
die Veränderung und Entwicklung psychischer Prozesse.
484 Unterschied zwischen psychischen
und physikalischen Systemen: Gedächtnis = neuronales Erregungsmuster, das
einmal unter bestimmten Kontrollparametern entstanden ist und veränderte
synaptische Verbindungsgewichte hinterlässt -> funktionelle Autonomie von
Entstehungsbedingungen.
485 Psychische Störungen sind neue
autonom gewordene Ordnungszustände der psychischen Aktivität = ursprünglich
geeignete Mittel zur Spannungsreduktion, die aber möglicherweise von ihren
Entstehungsbedingungen (die durch die Veränderung der Lebenssituation
irrelevant geworden sind) abgekoppelt sind. Dafür haben sie durch
Synchronizität oder reentrant mapping zu allen möglichen anderen Wahrnehmungen,
Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen Verbindungen hergestellt.
Die gegenwärtigen
Aktivierungsmöglichkeiten (z.B. bei der Agoraphobie sind es die Komponenten der
Störung selbst -> Vermeidungsverhalten, Reaktions- und
Selbstwirksamkeitserwartungen, physiologische Komponenten) sind als die entscheidenden
Kontrollparameter der Störung anzusehen, die in der Therapie gegenwartsbezogen
verändert werden müssen. Der aktuelle Störungsattraktor muss destabilisiert
werden.
487 Im seelischen Geschehen sind
gleichzeitig viele Attraktoren aktiv, die wechselseitig füreinander constraints
und Kontrollparameter darstellen.
488 Die Kohärenz des Bewusstseins
entsteht dadurch, dass ein neuronales Muster, das mit der besonderen Qualität
des Bewusstseins gekennzeichnet ist, eine Kette anderer hervorruft, die constraints
und Kontrollparameter für die jeweils nachfolgdenden sind (Selbstorganisation).
489 Ein Störungsattraktor ist
hierarchisch hoch, Emergenz aus niedrigeren Attraktoren, Versklavung vieler
anderer psychischer Prozesse.
491 Ontogenetische Potentiallandschaften
(Berge und Täler) nach Thelen und Smith (1995), in denen verschiedene Aspekte
des Beinbewegungsverhalten von Babies über die Entwicklungszeit graphisch
dargestellt sind. Am Ende der Entwicklung haben sich verschiedene
Fortbewegungsarten (Attraktoren) herausgebildet: Hüpfen, Springen, Gehen
(stabilster Attraktor), Rennen, Krabbeln usw.
492 Motivationale Attraktoren können
sich von ihren Entstehungsbedingnungen (Kontrollparametern) lösen und danach
ein Eigenleben führen.
Allport (1937): funktionale Autonomie
der Motive.
493 Schemata oder Attraktoren, die zur
Bedürfnisbefriedigung entstanden sind, müssen nicht Mittel zur Erfüllung der
Bedürfnisse bleiben.
494 Unser Gedächtnis erlaubt uns nur in
beschränkten Maß, Vergangenes in die Gegenwart zu transportieren. Der Transport
geschieht mit den Mitteln des heutigen Funktionierens, unter den heutigen
Motiven, Wahrnehmungs- und Denkkategorien.
495 Erinnerung ist Transformation. Ein
Zurück ist unmöglich, weil die Gedächtnisspuren mit neuen neuronalen Bahnungen überschrieben
wurden.
Erinnerungen und die Übertragung in der
PT sind ein aktuelles und kein vergangenes Geschehen. Dennoch können heftige
Emotionen auftreten, die denen der Vergangenheit ähnlich sind, weil sie noch
nicht überschrieben wurden. Aber sie sind heute in eine ganz andere
Attraktorlandschaft, die als constraints und Kontrollparameter wirken,
eingebettet.
496 PT muss Erregungsmuster
überschreiben -> reale, neue korrektive Erfahrungen.
Thelen und Smith sehen mit Bowlby die
Entwicklung der Schemata unter dem Hauptmotiv (übergeordneten Attraktor) der
überlebenswichtigen Bindung = Nähe zur Mutter zwecks Schutz und Komfort.
PT: Wie steht die Potentiallandschaft
der motivationalen Attraktoren in Beziehung zur Problematik des Patienten? Wie
kann ich die Landschaft therapeutisch nutzen und weiterentwickeln?
Thelen und Smith nennen einen
Vermeidungsattraktor Repellor.
499 Potentiallandschaft mit drei
Farben, eine für intentionale, eine für Vermeidungs- und eine für
Konfliktattraktoren als Darstellungsform
des Lebenslaufs eines Patienten, die sein heutiges Funktionieren deutlich
macht.
500 Emotionale Attraktoren bewerten die
Wahrnehmung, können aber bei wiederholter Bahnung (z.B. durch Konditionierung)
auch an andere Erregungsmuster gekoppelt sein.
Ein emotionaler Attraktor kann durch
positive Rückkoppelung so verstärkt werden, dass er schließlich autonom wird,
das übrige pschische Geschehen versklavt und wichtigen motivationalen
Attraktoren zuwiderläuft (z.B. Wutanfall, Jähzorn, Eifersucht, Angst und Depression).
501 Ziel der Therapie:
Kontrollparameter dieses emotionalen Attraktors herausfinden und durch neue
motivationale Attraktoren überschreiben.
502 Emergenz (Produkt der
Selbstorganisation), funktionale Autonomie und Versklavung sind Kennzeichen von
Störungsattraktoren. Ihre funktionale Autonomie wird subjektiv als
Kontrollverlust erlebt.
503 Bulimie: individuell
internalisierter kultureller Kontrollparameter des Schlankheitsideals, weiters
individueller Kontrollparameter einer fehlenden positiven Vaterbeziehung,
geringes Selbstwertgefühl, externale Kontrollerwartung, hoher Neurotizismus.
504 Das neue Erregungsmuster Hperphagie
hängt von constraints und Kontrollparametern ab. Es erfordert eine
differentielle Verstärkung und positive Rückkoppelung und dient der Reduktion
einer erhöhten Inkonsistenzspannung (die zu stärkeren Fluktuationen und
Variationen der psychischen Aktivität führt).
505 Es ist ein insgesamt erhöhtes
Inkonsistenzniveau aufgrund unbewusster Konflikte, das zur Ausbildung der
spannungsreduzierenden psychischen Störung führt.
Die Konsistenz im Bewusstsein wird
dabei durch eine Dissoziation im unbewussten Geschehen erkauft, die wiederum
die Inkonsistenzspannung verstärkt. Die Störung reduziert vorübergehend diese
Spannung, weil der Störungsattraktor viel psychische Aktivität zu einer neuen
Ordnung zusammenbindet oder versklavt. Aber letztlich sind Bewusstsein,
Störungsattraktoren und motivationale Attraktoren inkonsistent ->
Leidensdruck.
Kurzfristiger Konsistenzgewinn bedingt
langfrisitgen Konsistenzverlust -> Gefahr weiterer Störungen.
506 Therapieziel v.a. bei Komorbidität:
Verringerung von Inkonsistenz neben störungsspezifischen Zielen
(Smptombeseitigung).
507 Eine Störung wie die Bulimie spielt
sich unter den constraints Kühlschrank, Küche, Nahrungsmittel, Toilette als Ort
des Erbrechens ab -> Einschränkung der Freiheitsgrade.
Die Menschen, die unter
störungsspezifischen constraints stehen, werden sich ähnlicher, als sie es
normalerweise wären. Deshalb können die autonom gewordenen störungsspezifischen
Attraktoren mit weitgehend gleichen therapeutischen Vorgehensweisen behandelt
werden.
Störungsspezifische Manuale haben den
Vorteil, dass sie viel empirisch gewonnenes, überindividuell gültiges Wissen
über die Kontrollparameter der Störung und die Einflussmöglichkeiten enthalten.
508 Störungsspezifisches Know-how ->
Besserungserwartungen.
520 Bewusstsein ist ein Produkt der
motivationalen, emotionalen und interpersonalen Attraktoren (energetisiert
durch die Bedürfnisspannung und nach Überwindung des Konsistenzfilters), und
zugleich ihr mächtigster Kontrollparameter -> bewusste Veränderung, Großteil
der Kommunikation zwischen Therapeut und Patient.
Was in das Bewusstsein des Patienten
Eingang finden soll, muss mit seinen motivationalen Attraktoren vereinbar sein,
sonst passiert es nicht den Konsistenzfilter (-> Auftragsklärung).
Attraktoren -> impliziter
Funktionsmodus (parallel inkonsistente Prozesse möglich, jedoch begrenzt durch
constraints).
Eine hohe Inkonsistenzspannung
begünstigt die Entwicklung von Störungsattraktoren (Selektion neuer neuronaler
Gruppen, neue Erregungsmuster), die vorübergehend die Spannung reduzieren und
einen Teil der psychischen Aktivität versklaven.
521 Wenn Therapeut Patienten begegnet,
sind durch die Wirkung des Störungsattraktors auf die anderen Attraktoren die
Determinanten seiner psychischen Aktivität, die ursprünglich zur Störung
geführt haben, bereits verändert. Die inkonsistenzerzeugende Konstellation kann
sich bereits aufgelöst haben.
Man muss die Störungsattraktoren u n d
die permanente Produktion von Inkonsistenzspannung (via Vermeidungs- und
Konfliktattraktoren) behandeln.
522 Grawe vermutet, dass die negativen
Gedanken durch reentrant mapping mit dem Störungsattraktor verbunden und zu
seinen internen Kontrollparametern werden und nicht eigentliche Ursache der
Störung sind.
Wichtig Abb. 2.39 und 2.25.
525 Nutzen einer
vergangenheitsorientierten Aufarbeitung: Aufmerksamwerden auf Problemaspekte
und Kontrollparameter, die im gegenwärtigen Querschnitt nicht sichtbar werden,
Erinnerungen aktivieren, die mit neuen Erfahrungen überschrieben werden.
Veränderung wirkt immer von der
Gegenwart in die Zukunft, nicht von der erinnerten Vergangenheit auf die
Gegenwart.
3. Dialog
Eine pschologische Theorie der Psychotherapie
533 Patient kommt, weil die
Grundbedürfnisse nach Lust/Unlustvermeidung, Orientierung und Kontrolle sowie
häufig auch nach Bindung verletzt werden. Allein die Aufnahme einer PT
befriedigt Bindungswunsch und reduziert Kontrollverlust -> Verbesserung des
Befindens durch positive Kontrollerfahrungen, Aussicht auf Kontrolle,
Orientierung, Hoffnung und Erleichterung sowie nach Geborgenheit,
Verlässlichkeit, Unterstützung und Selbstwerterhöhung innerhalb einer
komplementären Beziehungsgestaltung nach Grawe.
534 Kontrollerfahrung durch
•
frühzeitige
Verbalisierung der Ressourcen = positiven Ziele und Fähigkeiten ->
Selbstwerterhöhung
•
Auftragsklärung:
Therapie soll so gestaltet werden, dass sich der Patient im Sinne seiner
mitgebrachten intentionalen bzw. motivationalen Schemata verhalten kann
•
frühzeitige
Klärungs- und Bewältigungserfahrungen (z.B. Entspannungstraining) ->
Selbstwirksamkeit
•
klare,
transparente Struktur des therapeutischen Vorgehens -> Orientierung
•
Möglichkeiten für
einen Eigenbeitrag des Patienten im Sinne seiner Ziele
•
das
Verfügung-Stellen eines den Eigenarten, Erwartungen und Überzeugungen des
Patienten entsprechenden Rationales zur Erklärung seines Zustandes und eines
daraus abgeleiteten Veränderungsprocedere (Jerome Frank, 1982; Fish, 1973)
•
ganz allgemein
bedürfniserfüllende Wahrnehmungen zu Beginn einer Therapie (nicht nur PT) ->
verbessern das Befinden -> höhere Wahrscheinlichkeit einer
Symptomreduzierung.
Therapeut soll sich fragen: Was kann
ich tun, um dem Patienten positive Wahrnehmungen im Sinne seines Bedürfnisses
nach Orientierung und Kontrolle zu verschaffen.
537 Nach Bowlby haben Kinder ein
angeborenes Bedürfnis nach Nähe zu einer Person, die das Leben besser meistern
kann als das Kind. Bei schwerer Krankheit ist dieses Bindungsbedürfnis nach
Geborgenheit und Hilfe akut aktiviert -> Besserung durch positive
Beziehungserfahrungen (welche zugleich auch Autonomie gewähren -> Hilfe wird
nicht durch Verlust von Freiheit bezahlt).
539 Krankheit = Kränkung des
Selbstwertgefühls -> Notwendigkeit der Ressourcenorientierung und
aufwertender Bemerkungen in Nebensätzen, damit der Patient nicht darauf
eingehen muss.
Drei Hauptwirkkomponenten von PT:
1. Ressourcenaktivierung
2. Destabilisierung von Störungsattraktoren durch problemspezifische Interventionen
3. Reduktion von Inkonsistenz durch Veränderung motivationaler Attraktoren.
1. Ressourcenaktivierung
2. Destabilisierung von Störungsattraktoren durch problemspezifische Interventionen
3. Reduktion von Inkonsistenz durch Veränderung motivationaler Attraktoren.
541 Patienten Gelegenheit geben, sich
im Sinne seiner positiven Intentionen und Stärken zu verhalten.
Inkonsistenz- oder Inkongruenzreduktion
(zwischen motivationalen Schemata und realer Erfahrung) durch positive
Beziehungserfahrungen, Kontrollerfahrungen und selbstwerterhöhende
Wahrnehmungen -> bessere Lust/Unlustbilanz.
542 besseres Wohlbefinden, mehr
Selbstbewusstsein, frische positive Erfahrungen der eigenen Wirksamkeit und
guter Bindungsbeziehung zum Therapeuten -> Ermutigung eigene Schritte zu
gehen, Erhöhung der Volitionsstärken (Produkt aus Erwartung und Wert) für
bestimmte Intentionen -> Handlungsorientierung -> Bewältigungserfahrungen
-> Intentionsrealisierung -> positive Rückkoppelung -> Veränderung der
Kontrollparameter, Destabilisierung der Störungsattraktoren ->
Symptomreduzierung.
543 Abb. Ressourcenaktivierung
546 NIHM-Depressionstudie (Elkin,
1994): Keine Unterschiede in der Wirksamkeit der kognitiven Therapie nach Beck,
der interpersonalen Therapie nach Klerman und Weissman und Placebo-Medikament
mit einem intensiven clinical management, einer psychologischen Betreuung durch
einen Psychiater, der das Medikament verabreichte. Jedoch wirkte die kognitive
Therapie besser bei Patienten, welche die Therapie bereits mit weniger
kognitiven Verzerrungen begannen. Die interpersonale Therapie wirkte besser bei
sozial besser angepassten Patienten -> Bedeutung der Ressourcen, zu denen
die jeweilige Therapieform in Wechselwirkung trat.
549 Ein Störungsattraktor wie die
Agoraphobie hat eine Reihe von Komponenten (Reaktionserwartungen nach Kirsch =
Angst vor der Angst, Ergebnis-Folge-Erwartung, geringe Kompetenzerwartung für
das Fertig-Werden mit Angst, Vermeidungsverhalten, das im emotionalen
Gedächtnis gespeicherte Angstgefühl, die physiologischen Begleiterscheinungen,
der motorische Ausdruck in der Mimik, die subliminale Aufmerksamkeitszuwendung
zu angstauslösenden Reizen statt der Aufmerksamkeitsabwendung), die als Kontrollparameter
des Störungsattraktors und zugleich als Unterattraktoren angesehen werden
können. Zur Destabiliserung muss ich über störungsspezifisches Know-how
verfügen, an welchen Komponenten und Kontrollparametern ich wie am besten
ansetze.
550 3 von 4 Patienten mit Agoraphobie
profitieren von der Expositionstherapie, die offensichtlich entscheidend auf
die Kontrollparameter dieses Störungsattraktors, nämlich auf
Vermeidungsverhalten und Erwartung destabiliserend einwirkt. Jedoch muss vorher
der Kontrollmodus des Patienten in Richtung Handlungsorientierung verändert
werden, wenn er noch nicht handlungsorientiert ist. Der Kontrollmodus hat seine
eigenen Kontrolparameter und Komponenten, die man kennen muss.
551 Bei Anorexie ist essentiell, auf
die Nahrungsaufnahme bezogene Kontrollpara meter
zu behandeln (Herzog, Hartmann und Falk, 1996). Erst nach Anwendung von
verhaltenstherapeutischen Vorgehensweisen, die das Essverhalten direkt
beeinflussen, stieg die Erfolgsrate (bezogen auf eine befriedigende Gewichtszunahme)
einer zunächst nur pschodynamischen Therapie von 25 auf 70% an. Anders bei
Bulimie: Kognitiv-behaviorale und interpersonale Therapie wirken auf das
Essverhalten gleich gut. Bei Bulimie ist es offensichtlich nicht zwingend
notwendig, das Essverhalten gezielt zu verändern. Es gibt offensichtlich noch
andere Kontrollparameter, über die Einfluss auf das Essverhalten ausgeübt
werden kann.
Als Kontrollparameter kommen nicht nur
die Komponenten in Frage, welche die Störung in den Diagnoseinventaren definieren,
sondern auch motivationale Attraktoren (z.B. Inkonsistenz zwischen
Geborgenheitswünsche versus Autonomie bei Agoraphobikerinnen) oder
interpersonale Attraktoren. In vielen Fällen wird sich die Lebenssituation
weiterentwickelt haben, und der Störungsattraktor ist funktional unabhängig von
den Entstehungsbedingungen geworden. Wenn motivationale Attraktoren jedoch noch
immer eine Rolle als aktuelle Kontrollparameter spielen, müssen sie in der
Therapie berücksichtigt werden.
553 Komorbidität berücksichtigen,
jedoch nicht als reine Addition störungspezifischer Aspekte, sondern
hinsichtlich der gemeinsamen motivationalen und interpersonalen Attraktoren.
Wenn die PT-Forschung eines gezeigt
hat, dann dass der motivationale Kontext (wir können Veränderungen nicht gegen
das Grundprinzip der Ausrichtung der psychischen Aktivität auf die
Herbeiführung von Wahrnehmungen im Sinne aktvierter Ziele herbeiführen) und die
vertrauensvolle Therapiebeziehung wichtiger ist als die problembezogene
Intervention.
Ohne Ressourcenaktivierung bleiben
störungsspezifische Interventionen erfolglos.
555 Verstärkerverlust-Hypothese
Lewinsohns (1974, 1976) bei Depressionen: Patient soll wieder mehr das tun, was
ihm früher Spass gemacht hat.
560 Störungsspezifische (für die
meisten Patienten mit der Störung relevante)
u n d individuelle (motivationale
Schemata, die der gruppenstatistischen Forschung nicht zugänglich sind)
Kontrollparameter.
561 Inkonsistenzreduktion durch
Klärungsarbeit -> Bottom-up-Aktivierung und Bewusst-Machen (neue Bewusstseinsinhalte
bilden) von impliziten (den Inkonsistenzfilter nicht passierenden, mit den im
Bewusstsein befindlichen Schemata unvereinbaren) motivationalen Schemata und
ihrer Funktion für die Störung -> Arbeit am Widerstand.
562 Das Anlegen neuer neuronaler
Verbindungen (neue Bewusstseinsinhalte) gegen den hemmenden Einfluss
bestehender Verbindungen verändert auch die Neuronennetze, von denen der
hemmende Einfluss ausgeht -> reziproke Akkomodation im Sinne Piagets. Folge:
Implizite Prozesse mit Kontrollparameterqualität für den Störungsattraktor
werden bewusst steuerbar -> Kontrolle über Kontrollparameter ->
Destabilisierung des Störungsattraktors -> weniger Vermeidungsschemata, mehr
Spielraum für intentionale Schemata und korrektive Erfahrungen.
564 Korrektive Erfahrungen (Therapeut
besteht Beziehungstest, d.h. er enttäuscht die Befürchtungen des Patienten, die
zu einem Verhalten führen, das dessen intentionalen Schemata normalerweise
abträglich ist und zur Bestätigung dessen Befürchungen und Vermeidungsschemata
führt) können auch im bottom-up aktivierten impliziten Funktionsmodus gemacht
werden, vor allem wenn gleichzeitig positive motivationale Schemata und
Ressourcen aktiviert sind.
Roth (1995) setzt Bewusstsein generell
mit dem Anlegen neuer neuronaler Verbindungen in Beziehung. Bewusstsein
erleichtert die Anwendung des Gelernten auf neue Situationen ->
Verbalisierung auf der Beziehungsebene.
565 Die Arbeit an motivationalen
Schemata hat sich beim Training sozialer Fertigkeiten als sehr wirksam erwiesen
(Grawe, Donati und Bernauer, 1994).
Zusammenfassen kann die
Inkonsistenzreduktion durch Veränderung motivationaler Schemata auf drei Arten
erreicht werden: 1. durch Klärungserfahrungen, 2. durch bewusste
Bewältigungserfahrungen, 3. durch implizite korrektive Erfahrungen.
567 Ein Klärungsprozess, der sich nicht
in konkreten Verhaltenskonsequenzen und realen Erfahrungen bewähren muss und
diese nicht aktiv fördert, geht nur den halben Weg.
Fünf Haupteinflussmöglichkeiten von
Therapie:
1. ressourcenorientierte Interventionen
2. mit bewältigungsorientierten Interventionen auf störungsspezifische Kontrollparameter einwirken
3. mit bewältigungsorientierten Interventionen auf eine Veränderung motivationaler Konstellationen einwirken
4. Bewusstsein für störungsspezifische Zusammenhänge schaffen
5. Bewusstsein für motivationale Determinanten schaffen.
1. ressourcenorientierte Interventionen
2. mit bewältigungsorientierten Interventionen auf störungsspezifische Kontrollparameter einwirken
3. mit bewältigungsorientierten Interventionen auf eine Veränderung motivationaler Konstellationen einwirken
4. Bewusstsein für störungsspezifische Zusammenhänge schaffen
5. Bewusstsein für motivationale Determinanten schaffen.
570 Psychische Störungen entwickeln
sich nur, wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Ein Mensch, der in seinen
Grundbedürfnissen nicht verletzt und beeinträchtigt ist, entwickelt keine
psychische Störung.
571 Höchstes Ziel von PT:
Konsistenzerhöhung. Psychische Störungen sind Produzent (wird reduziert durch
Ressourcenaktivierung und Problembewältigung) und Produkt (wird reduziert durch
motivationale Klärung) von Inkongruenz und Diskordanz.
Grawe fordert explizit neben der
Analyse und Destabiliserung der aktuell wirksamen Störungsschemata und
Ressourcenorientierung eine ätiologische Betrachtung psychischer Störungen.
Verstehen-Wollen entspringt dem Grundbedürfnis der Kontrolle und Orientierung.
572 Auslösende Situation -> Konflikt
zwischen intentionalen (erregenden) und Vermeidungsschemata (= hemmend) ->
Zunahme der Inkonsistenz, Diskordanz, Spannung -> Zunahme der Vermeidung von
Diskordanz durch Nichtgleichzeitigkeit ihrer bewussten Repräsentation ->
Dissoziation der bewussten und impliziten Prozesse -> keine bewusste
Kontrolle -> Störung/Symptomatik -> weitere Inkonsistenz -> neue
Störungsattraktoren.
574 Komorbidität macht strikt auf eine
isolierte Störung bezogene Therapiemanuale problematisch.
575 Von der Forschung bislang
unbeantwortet, ob Mono-Störungen und komorbide Störungen unterschiedlich
angegangen werden müssen.
579 Rief und Hiller (1998):Eine
kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung hat bei Patienten mit
Somatisierungsstörungen eine Effektstärke von gerade einmal .40 (Kontrollgruppe
.36). Vermutlich liegt ein hohes Inkonsistenzniveau aufgrund einer
individuellen Konstellation motivationaler Schemata vor.
Ein direktives klärungsorientiertes
gesprächstherapeutisches Vorgehen bei Colitis ulcerosa brachte eine
Effektstärke von 1.3 (Sachse, 1997).
581 Komorbidität als Indiz für ein
dauerhaft erhöhtes Inkonsistenzniveau, das wiederum eine motivationsverändernde
Therapie indiziert.
582 Dreikomponentenmodell der Wirkungsweise
von PT
584 Bei Aktivierung intentionaler
Schemata kann es auch zur Aktivierung der Vermeidungsschemata kommen und damit
zu einer erhöhten Konfliktspannung und Inkonsistenz -> Symptomzunahme.
591 Abb. Fünf Dimensionen (mit je zwei
Perspektiven) von PT:
1. Bewertungsdimension: Ressourcen- und
Problemperspektive
2. Systemdimension: Intra- und interpersonal
3. Funktionsmodus/Kommunikations-Dimension: implizit-nonverbal und bewusst-inhaltlich
4. Bedeutungsdimension: motivational (Klärung des Wollens) und potential (Problembewältigung durch Können-Lernen)
5. Veränderungs- (prozessuale) Dimension: Zustandsperspektive (Aktivierung einer Erregungsbereitschaft) und Veränderungsperspektive (Überschreibung mit neuen Erfahrungen).
2. Systemdimension: Intra- und interpersonal
3. Funktionsmodus/Kommunikations-Dimension: implizit-nonverbal und bewusst-inhaltlich
4. Bedeutungsdimension: motivational (Klärung des Wollens) und potential (Problembewältigung durch Können-Lernen)
5. Veränderungs- (prozessuale) Dimension: Zustandsperspektive (Aktivierung einer Erregungsbereitschaft) und Veränderungsperspektive (Überschreibung mit neuen Erfahrungen).
596 Systematik der fünf Dimensionen in
Kombination mit dem Drei-Wirkkomponenten-Modell soll zu perspektivischen,
mehrdimensionalen Denken anhalten und die scharf herausgearbeiteten Beiträge
verschiedener Therapieschulen, aber auch deren Ausblendungen deutlich machen.
600 Eine Übertragungsdeutung ist unter
dem Aspekt der Kommunikations/Funktionsdimension inhaltlich-bewusst, sie ist
eine Intervention (Veränderungsdimension), die sich auf einen im impliziten
Funktionsmodus prozessual aktivierten (Zustandsperspektive), interpersonalen (Systemdimension)
Problems (Bewertungsdimension) bezieht. Das Übertragungsgeschehen selbst hat
einen intra- und interpersonalen Aspekt.
605 Verdrängung ist psychische
Aktivität zur Vermeidung von Inkonsistenz im Bewusstsein.
Inkonsistenzfilter = automatisierte
präattentive Schutzmechanismen zur Inkonsistenzvermeidung (entspricht Freuds
Zensor) -> positive Copingfunktion.
606 Unterschied zur PA: Für Grawe gibt
es keinen Grund für die Annahme einer Symptomverschiebung (Konzept der
Destabilisierung autonom gewordener Störungsattraktoren).
607 Der Akkomodation von Schemata nach
Piaget (1976) entspricht die Bahnung neuer neuronaler Verbindungen und
Erregungsmuster.
608 Veränderung intrapersonaler
impliziter motivationaler Probleme durch korrektive Erfahrungen und Durcharbeiten
im Sinne der Neubildung von Bewusstseinsinhalten, deren Speicherung im
konzeptuellen Gedächtnis und durch Assimilierung möglichst vieler konkreter
Erfahrungen an die neuen neuronalen Erregungsbereitschaften (Schemata).
610 Gezielte Bedürfnisbefriedigung
durch Ermöglichung von Wahrnehmungen, die mit einem wichtigen aktivierten
motivationalen Schema kongruent sind, ist nach Grawe eines der besten
Interventionsmittel. Es verstärkt nicht etwa das Problemverhalten, wie man es
aus behavioraler Sicht annehmen könnte, sondern kann problematisches, den
Therapieprozess störendes Verhalten reduzieren.
611 Daher soll auch beim
Vermeidungsverhalten nicht nur behavioral auf dessen Aufrechterhaltung durch
negative Verstärkung geachtet werden, sondern auf die aktivierten
zugrundeliegenden Grundbedürfnisse, Befürchtungen, Erwartungen, dysfunktionalen
Kognitionen (Pentagramm) eingegangen werden.
612 Volitionen explizit einbeziehen und
mit möglichst vielen Auslösern und bereits gut gebahnten positiven motivationalen
Schemata verbinden -> Erhöhung der Volitionsstärke. Das Speichern von Plänen
wird als eigene Gedächtnisform angesehen (Goschke, 1996).
615 Bindungsstil als intrapsychischer
implizit potentialer Zustandsaspekt (neben anderen Erkenntnissen neuerer
Forschung wie Aufmerksamkeitsstörungen, Verarbeitungsstile, defizitäre
Copingmechanismen, Emotionsdysregulation, Encodier- und Decodierfähigkeiten für
das Ausdrucksverhalten, Stressreaktionen und konditionierte Körperreaktionen)
-> constraints und Kontrollparameter für Störungsattraktoren.
619 Beziehungsmuster sind
interpersonale Attraktoren mit einer Eigendynamik, in die motivationale,
potentiale und vergangene sowie aktuelle situative Umweltbedingungen als
Kontrollparameter eingehen.
Im Begriff der Übertragung lässt sich
die enge Verquickung von intrapsychischen und interpersonalen Geschehen
besonders deutlich machen: frühe Bindungsbedürfnisse -> neuronale
Erregungsbereitschaften -> bottom-up Aktivierung in der Therapiebeziehung im
impliziten Funktionsmodus.
620 Korrektive Erfahrungen haben eine
höhere Chance, generalisiert zu werden, wenn sie in den bewussten
Funktionsmodus transformiert werden.
Gegenübertragungskonzept: zu einseitige
Interpunktion, denn Therapeut ist auch Akteur in einer Realbeziehung.
Ressourcenaktivierung ist nach Grawe
wichtiger als Übertragungsdeutung. (Allerdings können durch stellvertretende
Introspektion implizite Bedürfnisse explizit gemacht werden, die Therapeut und
Patient das Beziehungsgeschehen verständlicher machen -> Ressource.)
621 Aus interpersonaler Sicht ist die
Therapiebeziehung nicht die einzige und wichtigste Realbeziehung des Patienten
-> direkte Beeinflussung der Realbeziehungen notwendig -> systemischer
Ansatz.
623 Erstinterview -> Abklärung und
Indikationsstellung: Dazu 1. Problemperspektive (intrapersonal und
interpersonal) einnehmen -> ICD, motivationale Inkongruenzen, 2. besteht
Problembewusstsein? -> bewältigungsorientiert oder klärungsorientiert, 3.
Behandlungsmotivation (Ressource) -> Indikation für PT, 4. interpersonale
Perspektive: u.a. Fremdanamnese, hat Patient Bewusstsein für bestehende
interpersonale Probleme? -> Setting, Systemressourcen.
627 Indikationsbogen:
A. Behandlungsbedürftige Probleme
1. Achse I - Störungen
2. Achse II - Störungen
3. problematische Lebenssituation
4. Inkonsistenzerzeugende Konstellation motivationaler Schemata
5. Problematische Beziehungsmuster und -abläufe
6. Sonstige Probleme
1. Achse I - Störungen
2. Achse II - Störungen
3. problematische Lebenssituation
4. Inkonsistenzerzeugende Konstellation motivationaler Schemata
5. Problematische Beziehungsmuster und -abläufe
6. Sonstige Probleme
B. Schwerpunktsetzung:
Bewältigungs- oder klärungsorientiertes Vorgehen für 1. - 6.
Bewältigungs- oder klärungsorientiertes Vorgehen für 1. - 6.
C. Therapiesetting
Welche Settings sind unter dem Aspekt der Ressourcenaktivierung und Problembearbeitung zu favorisieren?
Welche Settings sind unter dem Aspekt der Ressourcenaktivierung und Problembearbeitung zu favorisieren?
D. Eignung als Therapeut (Geschlecht,
Alter, wünschenswerte und kontraindizierte Merkmale)
E. Art der therapeutischen
Beziehungsgestaltung (komplementär, zu erwartende Beziehugstests)
F. Therapiemotivation
G. Indikationsstellung: Welches
Therapieangebot scheint das beste?
Therapieangebot erst nach
Indikationskonferenz mit erfahrenen Therapeuten -> Professionalität -> optimale Induktion von
Besserungserwartungen.
634 Man muss das Verfahren, dass sich
für einen bestimmten Zweck als wirksam erwiesen hat, von seiner theoretischen
Begründung abtrennen. Denn es wirkt ja das Verfahren, nicht seine Begründung
(?).
636 Therapieplanungsbogen
1 Welche Ressourcen können wie
aktiviert werden?
2. Welche Störungen, welche Komponenten sollen wie bearbeitet werden?
3. Welche Beziehungsuster (z.B. Koalitionsbildung, Triangulierung, diffuse Grenzen, symmetrische Eskalation, Kollusion) genaue Beschreibung) sollen wie bearbeitet werden?
4.1. Welche bewussten intentionalen und Vermeidungsschemata sollen wie aktiviert und verändert werden? Welche korrektiven Erfahrungen?
4.2. Welche unbewussten Konfliktschemata einschließlich ihrer intentionalen und ihrer Vermeidungskomponente sollen wie prozessual aktiviert, der Aufmerksamkeit zugänglich gemacht und mit korrektiven Erfahrungen verbunden werden?
5.1. Wie kann eine komplementäre Beziehungsgestaltung inhaltlich verbal (Ausdrücke, Worte, Sätze, Bilder) und nonverbal (Zuwendung) erreicht werden?
5.2. Welche Beziehungstests sind zu erwarten? In welchem Verhalten zeigen sie sich, welche Wünsche und Befürchtungen stehen dahinter? Wie soll sich der Therapeut verhalten?
6. Für welche Ziele und für welches Vorgehen ist der Patient am meisten motiviert (Volitionsstärke)?
7. Konkretes Vorgehen -> Reihenfolge
2. Welche Störungen, welche Komponenten sollen wie bearbeitet werden?
3. Welche Beziehungsuster (z.B. Koalitionsbildung, Triangulierung, diffuse Grenzen, symmetrische Eskalation, Kollusion) genaue Beschreibung) sollen wie bearbeitet werden?
4.1. Welche bewussten intentionalen und Vermeidungsschemata sollen wie aktiviert und verändert werden? Welche korrektiven Erfahrungen?
4.2. Welche unbewussten Konfliktschemata einschließlich ihrer intentionalen und ihrer Vermeidungskomponente sollen wie prozessual aktiviert, der Aufmerksamkeit zugänglich gemacht und mit korrektiven Erfahrungen verbunden werden?
5.1. Wie kann eine komplementäre Beziehungsgestaltung inhaltlich verbal (Ausdrücke, Worte, Sätze, Bilder) und nonverbal (Zuwendung) erreicht werden?
5.2. Welche Beziehungstests sind zu erwarten? In welchem Verhalten zeigen sie sich, welche Wünsche und Befürchtungen stehen dahinter? Wie soll sich der Therapeut verhalten?
6. Für welche Ziele und für welches Vorgehen ist der Patient am meisten motiviert (Volitionsstärke)?
7. Konkretes Vorgehen -> Reihenfolge
642 Für die Achse II - Störungen stehen
nur sehr begrenzt störungsspezifische Manuale zur Verfügung. Die Dialektische
VT für Borderline-Persönlichkeitsstörungen von Linehan (1987) ist ein komplexes
Behandlungsprogramm, das alle Therapiekomponenten beinhaltet.
Für Achse II - Störungen
(Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen mit ihren ungünstigen Konstellation
motivationaler Schemata) erfordern v.a. eine Therapieplanung zu Frage 3
(Beziehungsmuster) und 4 (motivationale Schemata).
644 V.a. die motivationalen Schemata
benötigen Veränderung, für die der Patient wenig Bewusstsein hat (wenn er nicht
weiß, was er eigentlich änderns soll).
647 Es ist zu erwarten, dass der
Patient von sich aus seine wichtigsten motivationalen Schemata (inklusive
einiger Konfliktschemata) an die therapeutische Beziehung heranträgt.
Ein wichtiger impliziter Auftrag: in
der Sprache, in den Bildern, Wirklichkeitsmodellen des Patienten kommunizieren.
Bei Grawe nicht thematisiert:
Frustration von Aufträgen. Doch zeitlichen Vorrang haben die
Ressourcenorientierung und die bedürfnisbefriedigenden Erfahrungen.
650 Entwicklung bei Grawe: Vertikale
Verhaltensanalyse -> (unbewusste) Plananalyse -> Schemaanalyse (v.a. der
interpersonellen Wunsch-Vermeidung-Konflikt-Schemata -> verborgene
Wunschkomponente).
652 Taxonomie der Zielkomponenten für
intentionale (und Vermeidungsschemata):
Herausragen (schlecht abschneiden),
vorteilhafte Eigenschaften haben, einem Standard entsprechen, gutes Selbstwertgefühl
haben, sich verwirklichen, gute Gefühle haben, Kontrolle haben, Aufgaben
bewältigen, autonom sein, für andere da sein, positive Beziehungen haben,
Beistand erhalten, positive Rückmeldungen erhalten, nicht (verletzt und
missbraucht werden).
654 Patienten werden hoch signifikant
viel stärker von Vermeidungszielen, aber auch stärker von intentionalen Zielen
bestimmt als Normale -> bei PT-Patienten scheinen Ziele stärker aktualisiert
zu sein.
Therapeut nimmt Fremdbeurteilung
hinsichtlich der wichtigsten Ziele vor -> Diskrepanz zur Selbstbeurteilung
verweist auf unbewusste Ziele.
Zu jedem intentionalen Schema muss
Therapeut die Komponenten Ziel, Handlung, Kognitionen, Emotionen und eine
exemplarische aktivierende Situation benennen. Für ein Konfliktschema sind die
Ziel- und Wunschkomponente, Kognitionen, Emotionen,
Vermeidungsstrategien/verhalten, Annäherungsverhalten, Situation,
Entstehungsbedingungen zu elaborieren.
657 Konsistenzanalyse: Patient und
Therapeut schätzen getrennt das Ausmaß, in dem es Patient gelingt, die
Zielkomponenten der herausgearbeiteten Schemata zu realisieren ->
Inkongruenzniveau und Inkongruenzquellen -> Schemata, die am dringendstn
verändert werden sollen.
Inkongruenz = externe Inkonsistenz geht
meist auf interne Inkonsistenz = Diskordanz zurück.
Computerprogramm berechnet einen
Inkonsistenzindex aus der Unvereinbarkeit der Zielkomponenten der individuell
wichtigsten Schemata. Das Programm benennt die Schemata, die am meisten zur
Diskordanz beitragen und mit motivationsverändernden Maßnahmen bearbeitet
werden sollten.
674 Hand (1992): Intra- und
interpersonelle Funktion der Symptomatik. Zwanghaftes Waschen reduziert die
Angst, sich zu beschmutzen, aber auch negative Emotionen wie Wut,
Hilflosigkeit, Erniedrigung, Ausgeliefertsein etc. -> Zwang als Ausdruck
eines negativen emotionalen Schemas mit dem Ziel, vor aversiven Emotionen zu
schützen und ein Mindestmaß an Kontrolle zu gewährleisten. Man kann Zwang auch
als Störungsattraktor ansehen, der sich unter bestimmten motivationalen
Bedingungen (Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung konnte nicht mit kongruenten
Wahrnehmungen befriedigt werden -> Inkonsistenz) entwickelt hat, aber eine
Eigendynamik (Auslösung der vorgebahnten Erregungsbereitschaften durch
Situationen, die nichts mit den ursprünglichen Erlebnissen z tun haben)
entwickelt hat -> Verringerung der Inkonsistenzspannung.
676 Interpersonelle Funktion des
Zwangs: Distanz, Kontrolle und Ordnung in die Familieninteraktion ohne Grenzen
und Regeln zu bringen und sich dennoch die Unterstützung und Zuwendung der
Eltern zu erhalten.
681 Patient erstellt ein Waschprotokoll
(Waschzeiten, Intensitität des Rituals, Auslöser, Verhalten, Gedanken und
Gefühle nach dem Waschen) sowie hierarchisch geordnete Liste der gefährlichen
Situationen und Gegenstände -> Analyse der störungsspezifischen Komponenten
und Kontrollparameter, die mögliche Ansatzpunkte für die Destabilisierung des
Störungsattraktors sein können.
694 Leider hat das Einüben von
ressourcenorientierten Wahrnehmen, Denken und Handel in keiner der
Teorieausbildungen, die ich kenne, den Stellenwert inne, der ihm nach unseren
theoretischen Überlegungen angemessen wäre -> Pos. PT, Salutogenese.
Guter Therapeut:
1. ressourcenorientiert
2. prozessorientiert (implizite motivationale Schemata erkennen: nicht was, sondern wie und wozu Patient etwas sagt oder tut, De- und Enkodierfähigkeit, Beziehungstests erkennen, komplementäre Beziehungsgestaltung, Training von Mechanismen zur Konsistenzsicherung, perzeptuelle bottom-up-Aktivierung von Prozessen durch Familienskulpturen, Psychodrama, Gestalt, Imagination, Hypnose, Aufsuchen von Realsituationen, korrektive Erfahrungen).
3. Beziehungsexperte (Beziehungstests, Übertragung, Konzepte der symmetrischen Eskalation (Watzlawik, 1969), Kollusion, Koalition, Triangulation, Grenzen, Gruppenkohäsion, Interpersonales Kreismodell von Leary und Inventory of Interpersonal Problems von Horowitz, Structural analysis of Social Behavior von Benjamin, Adult Attachment Interview zur Diagnose von Bindungsstilen von Benoit und Parker)
4. Störungsexperte (Eigendynamik der Störung, Komponenten und Kontrollparameter, Praxismanuale)
5. Experte für motivationale Dynamik (Schemadynamik statt Psychodynamik, Grundbedürfnisse, Konsistenzerzeugung)
6. Bewältigungs- u n d Klärungsorientierung
7. verschiedene interpersonelle Settings
8. ganzheitliche Fallkonzeption und Therapieplanung
9. mehrdimensional (10 verschiedene Perspektiven) wahrnehmen, denken und handeln.
1. ressourcenorientiert
2. prozessorientiert (implizite motivationale Schemata erkennen: nicht was, sondern wie und wozu Patient etwas sagt oder tut, De- und Enkodierfähigkeit, Beziehungstests erkennen, komplementäre Beziehungsgestaltung, Training von Mechanismen zur Konsistenzsicherung, perzeptuelle bottom-up-Aktivierung von Prozessen durch Familienskulpturen, Psychodrama, Gestalt, Imagination, Hypnose, Aufsuchen von Realsituationen, korrektive Erfahrungen).
3. Beziehungsexperte (Beziehungstests, Übertragung, Konzepte der symmetrischen Eskalation (Watzlawik, 1969), Kollusion, Koalition, Triangulation, Grenzen, Gruppenkohäsion, Interpersonales Kreismodell von Leary und Inventory of Interpersonal Problems von Horowitz, Structural analysis of Social Behavior von Benjamin, Adult Attachment Interview zur Diagnose von Bindungsstilen von Benoit und Parker)
4. Störungsexperte (Eigendynamik der Störung, Komponenten und Kontrollparameter, Praxismanuale)
5. Experte für motivationale Dynamik (Schemadynamik statt Psychodynamik, Grundbedürfnisse, Konsistenzerzeugung)
6. Bewältigungs- u n d Klärungsorientierung
7. verschiedene interpersonelle Settings
8. ganzheitliche Fallkonzeption und Therapieplanung
9. mehrdimensional (10 verschiedene Perspektiven) wahrnehmen, denken und handeln.
Zusammenfassende Wirkfaktoren nach Grawe
Erwartungsinduktion
Ressourcenaktivierung
Intentionsrealisierung
Problemaktualisierung
Problembewältigung
motivationale Klärung
Intentionsveränderung